Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 95

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in concreto versteht, das sagt er uns an einer anderen Stelle – a. A. in seinen genialen Ausführungen über die Rente. Die Rente wächst mit dem Kap. Hier dient ihm nämlich die Lohnfondstheorie als logisches Bindeglied, um den Zusammenhang in der Bewegung des Kapitals u. der Rente zu konstruieren. Die Rente – sagt er – wächst mit dem Kapital. Wie das? Durch Vermittlung das Dazwischentr. der Arbeiterklasse. Das Kapital stellt jeweilig einen Lohnfonds von bestimmter Größe dar. Mit dem Wachstum der des Kapitals oder, was dasselbe, der Nachfrage nach Arbeit, wächst die Arbeiterzahl (natürliche Vermehrung!), damit aber auch die Nachfrage nach Subsistenzmitteln, vor allem nach Produkten der Landwirtschaft. Die wachsende Nachfrage steigert die Preise dieser Produkte u. als unmittelbare Konsequenz davon ergibt sich die Steigerung der Bodenrente.

Somit finden wir auch bei Ricardo dieselbe Verbindung der Lohnfondstheorie mit der Bevölkerungstheorie, oder, genauer ausgedrückt, dieselbe Vermittlung der Lohnfondsth. durch die Bev.th.: Letztere ist das Medium, wodurch sich die soziale Wirkung Herrschaft des Lohnfonds auf über die Löhne verwirklicht.

[Auf dem linken Rand des Blattes:] Wenn wir im Obigen wie im folgenden die Sätze der behandelten Theoretiker ausdrücklich anführen, so be aus erheben wir dabei nicht im Mindesten den Anspruch auf Genauigkeit der Ausdrucksweise. Wendungen wie – sagt er – dienen uns nur zur Vermeidung der unliebsamen Konjunktive.

Es würde uns zu weit führen, den selben nämlichen Gedankengang auch bei den anderen Natök. übrigen Anhängern der Lohnf.theorie mit derselben Ausführlichkeit zu verfolgen. Dies wäre auch aus dem Grunde überflüssig, als die Theorie von den anderen Natök. weder weitergeführt noch auch modifiziert wurde: Sie tritt uns in der einmal von A. Smith u. D. Ricardo gegebenen Formulierung, fast bis auf die Ausdrucksweise, entgegen ebenso bei den Epigonen der klassischen Nationalökonomie wie bei den vier Gründern der Vulgärökonomie: J. B. Say, Traité de l’ ec. Pol. 1803, James Mill (Defense of Commerce 1808, Destutt de Tracy (Traité de la volouté et de ses effets 1821), John St. Mill (Principles of the Political Economy 1856), Fawcett (The economic Position of the British Labourer 1865), wei endlich bei dem alten Rau, bei MacCulloch u. vielen anderen entgegen.

In nationalökonom. wie in allen sozialwiss. Fragen gibt es ist zweierlei Kritik hierzu. Erstens kann man den Inhalt einer gegebenen Theorie an sich kritisieren, ihre Inkonsequenzen aufdecken, ihre logische Unzulänglichkeit aufdecken.

Zweitens kann man aber auch das Objekt der Kritik im historischen Zusammenhang mit denjenigen ob sozialen Tatsachen betrachten, an welche auf Grund dessen die kritisierte Theorie entstanden. Hier muß die objektive materielle Basis der Theorie entdeckt u. ferner die werden u. die letzte also nicht von sich heraus, nicht vom logisch-theoretischen Standpu sondern vom sowie materiell-geschichtlichen

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