Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 340

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Notiz [Zur Verteidigung der „Neuen Zeit“]

[1]

In der Versammlung des 3. Berliner Wahlkreises v. 22.[2] August haben sich einige Redner auch mit der politischen Richtung Haltung der „Neuen Zeit“ befaßt. Nach dem „Vorwärts“-Bericht geschah dies in folgender Weise: „Genosse Bernhardt: Weit schlimmer als hier scheint es mir um die ‚Neue Zeit‘ zu stehen, die jetzt ziemlich einseitig ist und nur einer gewissen Strömung zu dienen scheint. Mitarbeiter, wie Bernstein, Schippel usw., sind daraus verschwunden. Es handelt sich hier doch um das wissenschaftliche Zentralorgan, welches die auf der einen Seite in der Partei herrschenden Ansichten einfach negiert. Heine bestätigt diese Tatsache und erklärt, daß Bernstein seine Mitarbeiterschaft selbst niedergelegt habe, weil er in der ‚Neuen Zeit‘ in einer Form angegriffen worden sei, die es ihm unmöglich machte, weiter an dem Blatte mitzuarbeiten. Eine Änderung hierin auf dem Parteitage herbeizuführen, sei unmöglich. Leider hat den Schaden die Partei zu tragen, indem die ‚Neue Zeit‘ immer mehr Abonnenten verliert, während die der ‚Sozialistischen Monatshefte‘, die ihre Spalten jeder Anschauung öffnen, immer mehr zunehmen.“[3]

Wir überlassen es dem augenblicklich abwesenden Gen. Kautsky,[4] falls er es für nötig befindet der Mühe Wert erachtet, auf die Angriffe bezüglich seiner Redaktionsführung zu antworten. Bloß Als Mitarbeiterin u. so Mitschuldige an dem „einseitigen“ Charakter der „Neuen Zeit“ wollen wir jedoch hier einige Richtigstellungen

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[1] Die In fremder Handschrift steht neben „Notiz“: Bitte Korrektur! für N° 48. Die Notiz ist in der „Neuen Zeit“ nicht erschienen. In der Notizen-Rubrik in Nr. 48 der Neuen Zeit von Ende August erschien stattdessen „Die sozialistische Einigung in Frankreich (Entwurf eines Parteistatuts für eine vereinigte Partei)“. Auf einem beiliegenden Blatt zur Notiz von Rosa Luxemburg war mit fremder Handschrift vermerkt, die Notiz zur französischen Einigung solle für Nr. 49 der „Neuen Zeit“ zurückgestellt werden. Das war nicht erfolgt. Vermutlich wurde ihre Notiz ebenso wie ihre Erklärung gegen Fischer (siehe GW, Bd. 1, 2. Halbbd., S. 146 f.) in der Neuen Zeit nicht veröffentlicht, weil der Chefredakteur Karl Kautsky nach der Kritik an ihm auf dem Lübecker Parteitag 1901 seine Ruhe haben wollte (siehe GB, Bd. 1, S. 539 f.) und hinsichtlich der Bernsteindebatte erwartete, „daß die ganze Frage von nun an der Vergangenheit angehört“. Der Parteitag in Lübeck. In: Die Neue Zeit, XX. Jg. 1901/1902, Erster Band, S. 17.

[2] In der Quelle irrtümlich 23.

[3] Die Dieses Zitat ist als Zeitungsausschnitt aus dem Vorwärts vom 24. August 1901, 1. Beilage, S. 1, zwischen die handschriftlichen Ausführungen ins Manuskript geklebt.

[4] Karl Kautsky war im August 1901 zur Kur in Sulz in Österreich.