1896

Zehn Jahre sind am 28. Januar verflossen, seitdem in Warschau vier Helden der polnischen sozialistischen Bewegung, Kunicki, Bardowski, Ossowski und Pietrusinski, von den Schergen des russischen Zaren gehängt wurden. Gleichzeitig wurden viele andere zum Kerker, zu Zwangsarbeiten, zum Exil in Sibirien verurteilt; die meisten haben, wie auch der hervorragendste Kopf unter ihnen, Waryn´ski, bereits die Marter ausgelitten.^[2]

Die Verbrechen dieser Heldenschar waren in der Tat unerhört: Sie hatten in Polen zum ersten Mal das Evangelium „des Aufruhrs“ verkündigt, sie hatten zum ersten Mal die polnischen Arbeiter zu einem unermüdlichen Kampf gegen das Kapital in einer Partei „Proletariat“ organisiert, sie hatten ihnen zuerst die Prinzipien des Sozialismus zum Leitstern gegeben. Der momentane brutale physische Sieg war auf seiten des Zarismus, aber der ewige moralische Sieg gehörte denen, die mit gehobenem Haupte unerschrocken zum Tode schritten.

Das Andenken dieser Helden und Märtyrer wird nie aus dem dankbaren Herzen des polnischen Proletariats schwinden, wie auch die Saat, die sie im Volksgewissen ausgestreut und mit eigenem Blut getränkt, nie ausgetilgt werden, sondern immer und immer wieder zur mächtigen sozialistischen Bewegung empor blühen wird!

Womit sich aber diese ersten Pioniere der polnischen Bewegung ganz besonders die Dankbarkeit des polnischen Arbeiters erwarben – das ist die Aufstellung eines klaren sozialistischen Programms.

In Polen hat die große nationale Bewegung des Adels, die Bewegung zu Gunsten der Wiederherstellung eines polnischen Staates, zwar im Strome der ökonomisch-sozialen Entwicklung Schiffbruch erlitten, sie hinterließ jedoch noch starke Traditionen als Überbleibsel, mit denen man rechnen mußte.

Es war leicht abzusehen, daß sich immer in der Gesellschaft Elemente finden würden, die diese Überlieferungen der nationalen Kämpfe wieder zeitweise zum