Von der belgischen Gewerkschaftsbewegung
[1]Das „Maison du Peuple“ (Volkshaus) von Brüssel hatte laut Rechnungsbericht für das letzte Halbjahr vom 1. Januar bis 30. Juni 1896 einen Umsatz von mehr als 2000000 Francs und einen Reingewinn von 128906 Francs 36 ct.
Der Reingewinn wurde folgendermaßen verwendet:
Für Amortisationen und Neuanschaffungen von Betriebsmaterial 5000 Francs -- ct
Für den Ankauf von Aktien verschiedener Genossenschaften 6450 Francs -- ct
Für unentgeltliche ärztliche Hilfe und Medikamente an
Genossenschafter, welche Familienväter sind 14561 Francs 87 ct
Für Agitationszwecke 8687 Francs 25 ct
2½ Prozent Tantième für das Personal 3205 Francs 16 ct
Dividende von 2 Centimes pro gekauftes Brot 90302 Francs 8 ct
In den Bäckereien der Genossenschaft wurden vom 1. Januar bis 30. Juni 4961341 Brote à ein Kilo fabriziert, also ungefähr 191000 Brote pro Woche. Die Ausgaben der Bäckereien beliefen sich auf 1345095 Francs 24 ct, die Einnahmen auf 1451765 Francs 17 ct, so daß ein Reingewinn von 106669 Francs 89 ct verblieb.
Wie man sieht, bilden die Bäckereien den Grundstock der ganzen Genossenschaft des Brüsseler „Maison de Peuple“. Trotz der riesig in die Höhe geschnellten Mehlpreise steigerte das „Maison du Peuple“ den Preis für sein Brot nur wenig und verhinderte infolge seines großen Absatzes, daß die Bäckermeister den Preis ihrer Waren ungebührlich erhöhten. Die Genossenschaft beabsichtigt, Zwei-Kilo-Brote zu fabrizieren und damit die weitere Umgegend von Brüssel in den Bannkreis der Kooperative und der sozialistischen Bewegung einzubeziehen. Die Abteilungen des „Maison du Peuple“ für Kohlen, Schnitt- und Konfektionswaren weisen eine gedeihliche Entwicklung auf. Die Genossenschafts-Fleischerei geht so gut, daß nächstes Jahr eine zweite Verkaufsstelle errichtet werden soll. Dagegen konnte die Milch- und Molkereiwirtschaft, welche die Genossenschaft in der Umgegend von Brüssel errichtete, bis jetzt nicht zu kräftigem Leben erstarken. Verhältnismäßig große Opfer erforderte die genossenschaftliche Organisation zur Gewährleistung von ärztlicher Behandlung
[1] Dieser Artikel ist mit ♂, einem von Rosa Luxemburgs Zeichen, versehen. An Leo Jogiches hatte Rosa Luxemburg am 10. Juli 1898 geschrieben: „Mit Parvus [Redakteur der SAZ] habe ich die Beziehungen aufs beste hergestellt: Ich schreibe solche Notizen für ihn, wie Du sie dort hast, über Polen, Frankreich und Belgien. Sie geben mir 30 M im Quartal für das Zeitschriftenabonnement! Natürlich neben dem Honorar.“ Bei Gelegenheit wünsche er solche Notizen auch über England, Italien und die Türkei. Siehe GB, Bd. 1, S. 171.