Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 886

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zum Zwecke der Enteignung der Kapitalisten sei, denn er habe das Mittel erfunden, ohne Revolution „binnen kurzer Frist dies Problem zu lösen“, er ziehe vor, „das Eigentum bei kleinem Feuer zu verbrennen“.[1] Das schlaue „Mittel“ der Abschaffung des Kapitalismus ohne Revolution war bekanntlich jenes von Proudhon in seiner „Philosophie des Elends“ erfundene Projekt, wonach sich die Waren nach ihrem „wahren Wert“, d. h. nach der darin enthaltenen Arbeit austauschen sollen,[2] worauf ihm Marx in seinem unsterblichen „Elend der Philosophie“ nachwies, daß auf dieses verdammt witzige Projekt schon lange vor dem „Anarchosozialisten“ Proudhon – die kapitalistische Gesellschaft verfallen ist, denn was er als „Mittel“ zur Aufhebung des Kapitalismus vorschlage, sei nichts anderes, als die alte Praxis des kapitalistischen Warenaustausches.[3] Und ebenso schrieb der genannte Moses Heß über den anderen Propheten des Anarchismus, Max Stirner: „Er hat das Ideal der bürgerlichen Gesellschaft im Kopf und bildet sich ein, mit diesem Unsinn den Staat zu vernichten.“[4]

Das trifft auch heute noch zu, wenn auch die heutigen paar armseligen Vertreter des Anarchismus wohl nicht einmal von ihrer eigenen Stammväter Theorien eine Ahnung haben und wenn auch das neueste „Mittel“ zur „Verbrennung“ des Kapitalismus nunmehr der aus der Pistole geschossene „Generalstreik“ heißt. Was in den Diskussionen mit den Anarchisten immer den Ausschlag geben muß, ist der Gedankengang, daß sie uns nicht „zu revolutionär“, sondern daß sie bei aller Großmäuligkeit nur unbewußte Nachäffer der bestehenden Ordnung, also Reaktionäre sind.

Vorwärts (Berlin),

Nr. 286 vom 7. Dezember 1905.

Die Organisationen und der „Vorwärts“-Konflikt

Eine Wahlvereins-Versammlung in Steglitz faßte nach einer ausgedehnten „Vorwärts“-Debatte gegen 13 Stimmen (bei 87 Anwesenden) folgenden Beschluß: „Die Versammlung verurteilt die persönlich-gehässige Polemik des „Vorwärts“ gegenüber Par-

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[1] Gemeint ist der Brief von Pierre-Joseph Proudhon an Karl Marx in Brüssel vom 17. Mai 1846. In: MEGA2, Bd. III/2, Mai 1846 bis Dezember 1848, Text, Berlin 1979, S. 206. Er ist die Antwort auf das Schreiben von Marx, Engels und Gigot an Proudhon vom 5. Mai 1846. In: MEW, Bd. 27, S. 442 ff.

[2] Siehe Pierre-Joseph Proudhon: Philosophie der Staatsökonomie oder die Nothwendigkeit des Elends. Deutsch bearbeitet von Karl Grün, Erster Band, Darmstadt 1847, S. 30 ff.

[3] Siehe Karl Marx: Das Elend der Philosophie. Antwort auf Proudhons „Philosophie des Elends“. In: MEW, Bd. 4, S. 63 ff.

[4] Verkürztes Zitat aus Brief von Moses Heß an Karl Marx vom 17. Januar 1845. In: Moses Heß, Briefwechsel. Hrsg. von Edmund Silberner. Unter Mitwirkung von Werner Blumenberg, Mouton & Co 1959, S. 105, wo es heißt: „Er hat das Ideal der bürgerlichen Gesellschaft im Kopfe und bildet sich ein, mit seinem idealistischen ‚Unsinn‘ den Staat zu verachten, wie B. Bauer, der das Ideal des Staates im Kopf hat, sich einbildet, mit diesem ‚Unsinn‘ die bürgerliche Gesellschaft zu vernichten.“