Wir können nicht umhin, unsererseits zu bemerken, daß uns die Tatsache der zwei getrennten Listen der Sozialdemokratie in der obigen Zuschrift durchaus nicht widerlegt zu sein scheint. Über ihre internen Parteifragen müssen natürlich unsere Freunde in Österreich besser Bescheid wissen als wir. Doch sei es uns erlaubt zu sagen, daß wir die Schlußbemerkung der Zuschrift kaum unterschreiben könnten. Das getrennte Vorgehen im Wahlkampf mit nationalen Listen läßt sich nach unserem Empfinden bei der Sozialdemokratie eines und desselben Staates, ja, einer und derselben Stadt durch keine Zahlenverhältnisse rechtfertigen, sondern bleibt eine bedauerliche Abnormität unter allen Umständen.
Vorwärts (Berlin),
Nr. 288 vom 9. Dezember 1905.
Genosse Gradnauer ersucht uns um die Aufnahme der folgenden Erklärung
Die von den ausgeschiedenen Redakteuren des „Vorwärts“ veröffentlichte Sammlung von Aktenstücken[1] enthält in Einleitung und Schlußwort heftige Angriffe. Es ist nötig mitzuteilen, daß die betreffenden Stellen in der Zeit der ersten und größten persönlichen Erregung über die geschehenen Vorgänge geschrieben worden sind. Seitdem hat eine Reihe von Aussprachen stattgefunden, auf Grund deren die vom Parteivorstande und von der Preßkommission gefaßten Beschlüsse und Maßnahmen, gegen welche unsere Vorwürfe sich richteten, in wesentlich anderem Lichte erscheinen, so daß die in der Einleitung und im Schlußworte gebrauchten Kennzeichnungen und Schlußfolgerungen von uns jetzt nicht mehr aufrechterhalten werden. Vor allem haben wir auch festzustellen, daß es uns gänzlich ferngelegen hat und fernliegt, die subjektiv guten Absichten des Parteivorstandes und der Preßkommission zu bezweifeln.
Wir haben nicht im mindesten die Absicht, den unleidlichen Streit irgendwie fortzuführen und hegen nur den Wunsch, daß dieser Fall von den Parteigenossen als abgeschlossen aufgefaßt wird.
Die ausgeschiedenen Redakteure
Demonstration und Organisation
Unter diesem Titel bringt das „Volksblatt für Anhalt“ folgende Ausführungen: Die großartigen Demonstrationen, welche in den letzten Tagen in Wien und in Prag, in Leipzig und in Dresden stattgefunden und sicher auf das arbeitende Volk nicht bloß jener Orte, sondern [auf] das Proletariat allüberall einen das revolutionäre Gefühl, die Begeisterung für Freiheit und Recht anfeuernden Eindruck gehabt haben, können auch