Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 71

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1893

Verteidigung der Mandate der Sozialdemokratie des Königreichs Polen (SDKP) auf dem Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongreß in Zürich am 8. August 1893

[1]

Nach einem Zeitungsbericht[2]

In Polen hat sich eine neue sozialistische Richtung gebildet,[3] welche jetzt etwa fünf Jahre besteht, welche sich aber solidarisch mit der alten Sozialdemokratie erklärt. Dieser Richtung gehört der abgewiesene Delegierte[4] an. Sein Blatt trägt keine Unterschrift, sonst könnten wir nicht mehr nach Russisch-Polen zurück. (Zustimmung.) Die Arbeiter Polens kennen uns; nicht nach der Unterschrift, nach dem Inhalt muß man ein Blatt beurteilen. Zudem haben wir ja den Herren des Büros gesagt: Euch wollen wir unsere Unterschrift geben. (Beifall.)[5]

Arbeiterstimme (Zürich),

Nr. 66 vom 12. August 1893.

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[1] Redaktionelle Überschrift.

Die Abstimmung danach ergab: sieben Nationen für Zulassung (darunter die Schweiz), neun dagegen (darunter Deutschland und Rußland), drei Stimmenthaltungen. – Im Protokoll des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses in der Tonhalle von Zürich vom 6. bis 12. August 1893, Hrsg. vom Organisationskomitee, Zürich 1894, S. 15, heißt es dazu: „Frl. Luxemburg erklärt diese Tatsache [Mandat ohne Unterschrift] mit den eigentümlichen Verhältnissen in Russisch-Polen. Die Zeitung werde von einem sozialdemokratischen literarischen Vereine herausgegeben, müsse als Ausdruck des polnischen sozialistischen Proletariats betrachtet werden.“ Kurz zur Mandatsgeschichte informierte auch der Vorwärts (Berlin), Nr. 186, 201 und 213 vom 10. und 27. August und vom 10. September 1893.

[2] In ihm hieß es: „Eine Polin verlangt das Wort. Man will es ihr abschlagen, aber die Versammlung [411 Delegierte aus 20 Ländern] verlangt, sie zu hören und begrüßt das schmächtige Fräulein mit seiner energischen Haltung mit lautem Beifall. Die Polin spricht geläufig und mit Bewegung.“

[3] Gemeint ist die im Juli 1893 in Zürich von Rosa Luxemburg, Leo Jogiches, Julian Marchlewski und Adolf Warski gegründete Sozialdemokratie des Königreichs Polen (Socjaldemokracja Królestwo Polskiego) – SDKP. Zu der neuen Partei gehörten neben der kleinen Gruppe junger Emigranten in der Schweiz der 1889 in Warschau von Julian Marchlewski und Jan Leder gebildete Verband der Polnischen Arbeiter (Zwia˛zek Robotników Polskich) und ein Teil des von Marcin Kasprzak gegründeten II. oder „Kleinen Proletariats“. Die SDKP verstand sich als internationalistische Partei, die konsequent zu den Auffassungen von Marx und Engels stand. Sie war von Anfang an gegen das auf die Wiederherstellung Polens abzielende Programm der PPS, (1892 war bei Paris durch verschiedene sozialistische Zirkel die Polnische Sozialistische Partei. (Polska Partia Socjalistyzna) – PPS – gegründet worden. Das Programm der PPS enthielt zusammen mit den sozialistischen Forderungen das Ziel der Unabhängigkeit Polens, für das sie sich auf Marx und Engels stützten.) Sie orientierte auf den revolutionären Sturz des Zarismus durch die Arbeiterklasse in Rußland, wobei das gemeinsame Anliegen Nationalitätenunterschiede in den Hintergrund rücken sollte. Ihre Zeitung war die „Sprawa Robotnicza“ (Arbeitersache).

[4] Gemeint ist J. Karski, Pseudonym von Julian Balthasar Marchlewski, Mitglied der Redaktion der „Sprawa Robotnicza“ (Arbeitersache), der auch Rosa Luxemburg angehörte und die ebenfalls vom Kongreß ausgeschlossen werden sollte. – Ihren Bericht über den Stand und Verlauf der sozialdemokratischen Bewegung im Königreich Polen siehe GW, Bd. 1, 1. Halbbd., S. 5 ff.

[5] Die Abstimmung danach ergab: sieben Nationen für Zulassung (darunter die Schweiz), neun dagegen (darunter Deutschland und Rußland), drei Stimmenthaltungen. – Im Protokoll des Internationalen Sozialistischen Arbeiterkongresses in der Tonhalle von Zürich vom 6. bis 12. August 1893, Hrsg. vom Organisationskomitee, Zürich 1894, S. 15, heißt es dazu: „Frl. Luxemburg erklärt diese Tatsache [Mandat ohne Unterschrift] mit den eigentümlichen Verhältnissen in Russisch-Polen. Die Zeitung werde von einem sozialdemokratischen literarischen Vereine herausgegeben, müsse als Ausdruck des polnischen sozialistischen Proletariats betrachtet werden.“ Kurz zur Mandatsgeschichte informierte auch der Vorwärts (Berlin), Nr. 186, 201 und 213 vom 10. und 27. August und vom 10. September 1893.