Erklärung
Soeben bemerke ich in der „Leipziger Volkszeitung“ (Bericht über die Versammlung des 12. und 13. Reichstagswahlkreises) in der Rede des Gen. Geyer folgenden Satz: „Selbst Rosa Luxemburg habe die Mißbilligung für die Leipziger mit ausgesprochen.“[1]
Diese Behauptung des Genossen Geyer beruht auf einem Irrtum: Ich habe für das Tadelsvotum an die Leipziger nicht gestimmt.[2] Obwohl ich in der Sache selbst für die strikteste Durchführung der Beschlüsse der Partei bin – dies, um allen Mißverständnissen vorzubeugen –, so halte ich doch solche Tadelsvota der höchsten Parteiinstanz eher für schädlich als nützlich, weil geeignet, die Genossen noch mehr zu erbittern und so dem Zweck direkt entgegenzuwirken. Nicht durch Tadelsvota, sondern bloß durch die ausreichende Klärung der Sache selbst läßt sich nach meiner Ansicht eine Einmütigkeit im Handeln erzielen.
Berlin-Friedenau, 24. Oktober 1899
Rosa Luxemburg
Leipziger Volkszeitung,
Nr. 248 vom 25. Oktober 1899.