Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 138

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Aus Frankreich (Die Radikalen am Staatsruder. Gesundheitszustände in der Armee.)

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Wie man es erwarten konnte, wurde auch der Professor Buisson, der gleich Stapfer am Grabe seines Freundes, des Generalschulinspektors Pécaut, gegen die Vergewaltigung der Justiz in der Dreyfus-Sache gesprochen hat, von dem radikalen Unterrichtsminister Bourgeois gemaßregelt, wenigstens in einer indirekten Weise. Buisson sollte nämlich bei der Preisverteilungsfeier der Volksunterrichtsgesellschaft im Kanton Montfort-l’Amaury am 14. d. M. im Namen des Ministeriums den Vorsitz führen. Nun wurde er dieser Ehre enthoben. Darüber natürlich große Befriedigung in der Presse des Generalstabes. Weniger erbaut durch diese und andere Kniebeugungen des radikalen Ministeriums vor dem Militarismus sind die links stehenden radikalen Blätter. Der „Rappel“ bedauert den elenden politischen Bankrott des Radikalismus in der Person des Ministers Brisson und ruft verzweiflungsvoll die aufrichtig demokratischen Elemente auf, sich aufzuraffen und zu sammeln, um neben der sozialistischen eine demokratische Partei zur Verteidigung der Freiheiten zu bilden. –

Die häufigen Fälle der Erkrankungen in der französischen Armee erregten in der letzten Zeit stark die öffentliche Meinung; soeben publiziert das Kriegsministerium einen langen Bericht über die Lage der Dinge, der freilich sehr wenig dazu geeignet ist, die Gemüter zu beruhigen. Der Bericht konstatiert selbst z. B., daß die meisten Kasernen auf den Gebrauch von schlechtem und notorisch gesundheitsschädlichem Wasser angewiesen sind, daß ferner die Verbreitung der Proletarierkrankheit – der Tuberkulose – in der Armee eine geradezu erschreckende ist; mehr als der fünfte Teil aller Todesfälle unter den Soldaten entfällt auf diese Krankheit. Im April dieses Jahres sah sich sogar das Parlament gezwungen, ein Gesetz zu schaffen, wonach alle schwindsüchtigen Soldaten bis zur Genesung vom Dienste entlassen und nach Hause geschickt werden. Ungeachtet dessen sind bis jetzt gar keine hygienischen Maßregeln vorgenommen worden, um die Keime der tödlichen Krankheit von der Kaserne fernzuhalten. Im Gegenteil, es ist dem Prof. Grancher gelungen, auf dem Wege privater Ermittlungen, trotz des Vertuschungs- und Verschleierungssystems der Militärgewalten, zu konstatieren, daß die elementarsten Gesundheitsmaßregeln in den Kasernen

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[1] Die Notiz ist mit II, einem von Rosa Luxemburgs Zeichen, versehen. An Leo Jogiches hatte Rosa Luxemburg am 10. Juli 1898 geschrieben: „Mit Parvus [Redakteur der SAZ] habe ich die Beziehungen aufs beste hergestellt: Ich schreibe solche Notizen für ihn, wie Du sie dort hast, über Polen, Frankreich und Belgien. Sie geben mir 30 M im Quartal für das Zeitschriftenabonnement! Natürlich neben dem Honorar.“ Bei Gelegenheit wünsche er solche Notizen auch über England, Italien und die Türkei. Siehe GB, Bd. 1, S. 171.