Erklärung zur Verlegung des polnischen Parteiblattes
[1]Zu der Annahme, daß Genosse Winter die „Gaz[eta] Rob[botnicza]“ zum oberschlesischen Lokalblatt machen wolle, wurden wir durch den folgenden Passus seines Artikels in Nr. 84 der „Leipz[iger] Volksztg.“ verleitet:
Aber ein für Oberschlesien bestimmtes Parteiblatt muß viel mehr wie jedes sonstige deutsche Parteiblatt, eine bestimmte, die oberschlesische Lokalfarbe haben; es kann aber nur ein oberschlesisches Blatt werden, wenn es in Oberschlesien erscheint. Es ist schwer, das für deutsche Leser näher zu begründen. Wir verweisen deshalb auf das Beispiel, das uns das Hauptblatt der oberschlesischen Polenbewegung gibt, der „Beuthener Katholik“ und seine Ableger und – auf seine Erfolge. Der „Katholik“ ist wesentlich dadurch so bedeutend geworden, weil seine Leiter es verstanden haben, ihn zu einem „oberschlesischen Volksblatt“ im wahren Sinne dieses Wortes zu machen.[2]
Der Eindruck, den wir aus dem angeführten Satz gewonnen hatten, stellt sich erfreulicherweise als irrtümlich heraus. – Daß die „Gazeta“ bis jetzt von der Bewegung in Oberschlesien und den dortigen Verhältnissen nicht entfernt genügend Notiz genommen hat, unterliegt ja gar keinem Zweifel, ebenso wie die Tatsache, daß sie auch noch in Berlin dieser Aufgabe ganz anders nachkommen kann, als bis jetzt. Allerdings der richtige Zusammenhang zwischen dem Blatt und der Bewegung in Oberschlesien läßt sich erst durch seine Verlegung dorthin erreichen, und in dieser Beziehung ist nur zu wünschen, daß die dahingehenden Bemühungen der oberschlesischen Genossen sobald wie möglich von Erfolg gekrönt werden.[3]
Leipziger Volkszeitung,
Nr. 101 vom 4. Mai 1900.
[1] Überschrift der Redaktion.
[2] In einer der Erklärung von Rosa Luxemburg vorausgehenden Zuschrift in derselben Nr. 101 der Leipziger Volkszeitung bekräftigt Dr. Winter-Beuthen diesen Standpunkt.
[3] Siehe dazu auch Rosa Luxemburg: Zur Verlegung des polnischen Parteiblattes, 27. April 1900. In: GW, Bd. 1, 1. Halbbd., S. 719 ff.