Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 452

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rigen Zwistigkeiten nicht beseitigen, sondern erst recht verschärfen würde. Ja, die größten Rücksichten auf die in Posen und Oberschlesien gegenwärtig tätigen Genossen sind bei dem bevorstehenden Einigungsversuch schon deshalb von Wichtigkeit, weil diese Genossen es eben sind, die die polnische Arbeiterschaft hinter sich haben und die Garantie dafür bieten, daß auch in Zukunft die Bewegung in den polnischen Provinzen auf dem Boden der Sozialdemokratie stehen wird. Deshalb werden die polnischen Genossen, sowie die mit ihnen gemeinsam tätigen deutschen Genossen die Früchte ihrer sauren Arbeit mit aller Energie gegen jeden Versuch der Gefährdung verteidigen, woher dieser Versuch auch kommen mag.[1]

Sie werden nach wie vor die Interessen der Bewegung aus aller Kraft zu wahren wissen. Auch sie wünschen aufrichtig das Ende der bisherigen beschämenden Zwistigkeiten. Soll aber dieser Wunsch erfüllt werden, dann ist es dringend notwendig, daß auch die polnischen Sonderbündler über die Sachlage genau informiert und nicht durch auswärtige Einflüsse aufgehetzt und irregeleitet werden, wie dies durch die Haltung unseres Krakauer Bruderorgans geschehen muß.

Leipziger Volkszeitung,

Nr. 222 vom 25. September 1902.

Erstveröffentlichung in: Rosa-Luxemburg-Forschungsberichte 8. Neue Texte von Rosa Luxemburg. Hrsg. von Klaus Kinner, Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen 2011, S. 25 ff.

II An die Preßkommission in Leipzig

Friedenau, 27. IX. 02

Werter Genosse![2]

Ich sehe mich zu meinem tiefsten Bedauern gezwungen, meine Mitarbeiterschaft an der „L.V.“ [„Leipziger Volkszeitung“] augenblicklich zu sistieren, bis Sie mir die Möglichkeit verschafft haben, meinem Vertrag nachzukommen.

In der gestrigen Nr. der „L.V.“ v[om] 25. 9. ist über mein Artikel in der Polenfrage, also in einer Frage, in der ich wohl als Kennerin in der Partei gelten darf, erschienen

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[1] Am 19. Oktober 1902 fanden zwischen dem deutschen Parteivorstand und der PPS im preußischen Annexionsgebiet noch einmal Verhandlungen über die mißliche Situation der Doppelkandidaturen statt. Außer den Vorständen der beiden Parteien nahmen u. a. Rosa Luxemburg, Ignacy Daszyński und Vertreter aus Posen, Schlesien und Oberschlesien teil. Diese Konferenz wie auch eine weitere Zusammenkunft am 19. Januar 1903 führten zu keiner Einigung. Die Differenzen zwischen beiden Parteien in bezug auf Organisation und Taktik sowie in der nationalen Frage erwiesen sich als so gravierend, daß sich die PPS von der deutschen Partei trennte. Der deutsche Parteivorstand entzog der „Gazeta Robotnicza“ die Subvention, weil deren nationalistische Tendenzen dem Programm der deutschen Sozialdemokratie widersprachen, siehe dazu auch S. 444 f., 446 f. und 457 ff.

[2] Der Name des Empfängers konnte nicht ermittelt werden.