Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 241

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Der Ausgang der Pariser Streikbewegung

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Die an die Streikbewegung geknüpften Hoffnungen sind nicht in Erfüllung gegangen. Sie endet etwas jäh. Zur Stunde kämpfen in größerer Zahl nur noch Schreiner und Dachdecker fort. Es war ein lichterlohes, aber ebenso schnell erlöschendes Aufflackern.

Unnötig, die Binsenwahrheit hervorzuheben, daß die mangelhafte Organisation in erster Linie das ungünstige Ergebnis verschuldet hat. In meinem letzten Artikel wurde von vornherein die Befolgung der gewerkschaftlichen Streikbeschlüsse durch die Arbeitermasse bezweifelt. Dieser Zweifel drängte sich von selbst auf bei dem gegebenen Stande der französischen Gewerkschaften. Viel lehrreicher ist eine andere Seite der Bewegung – die mißlungene Ausnutzung der günstigen Arbeitsmarkt-Konjunktur infolge der Verquickung der rein gewerkschaftlichen Forderungen mit der Generalstreik-Idee.

Man mag über den Generalstreik denken wie man will, eines war im gegebenen Falle klar: Eine Ausdehnung der Bewegung über die Bauarbeiter hinaus barg in sich den Keim der Niederlage. Der stürmische Tatendrang gehört bekanntlich zu den Vorzügen der französischen Arbeiterbewegung. Der Fehler dieser Eigenschaft, die Unterschätzung oder gar die völlige Mißachtung der Schwierigkeiten auf dem Wege zwischen Gedanke und Tat, hat sich selten so deutlich gezeigt wie in der letzten Streikbewegung.

Zwei einander ergänzende Strömungen beherrschen die leitenden gewerkschaftlichen Kreise in Frankreich: die Geringschätzung der politischen Aktion und der Glaube an die Zaubergewalt des Generalstreiks. Die ungünstigen Erfahrungen der neuesten Massenstreiks in anderen Ländern[2] mit ungleich stärkeren Gewerkschaften scheinen an den französischen Anhängern des Generalstreiks ebenso spurlos vorübergegangen zu sein wie umgekehrt die Erfolge der politischen Aktion im eigenen Lande. Noch mehr. Auf allen Gewerkschaftskongressen der für den Generalstreik

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[1] Der Artikel erschien anonym, stammt aber sehr wahrscheinlich von Rosa Luxemburg. Seit 25. September war sie Redakteurin der Sächsische Arbeiter-Zeitung (Dresden) und konzentrierte sich auf die beiden ersten Seiten des Blattes, siehe GB, Bd. 1, S. 204 ff. Außerdem gibt es direkte inhaltliche Bezüge zu weiteren Artikeln über die Pariser Streikbewegung, siehe z. B. GW, Bd. 6, S. 179 ff.

[2] Gemeint sind u. a. der Hamburger Streik der rund 16000 Hafenarbeiter 1896/1897, der Streik der 70000 Maschinenbauarbeiter in England 1897/1898 und der Streik von etwa 100000 Kohlenarbeitern in Südwales 1898.