Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 905

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Masse. Und nun verzeihe uns der „Schwan von Avon“, daß wir ihn mit dem Genossen Peus in Zusammenhang gebracht haben. …

Arbeiterbildung

Genosse Julian Borchard regt in der „Königsberger Volks-Zeitung“ die Errichtung einer Art Universität für Arbeiter in Berlin an. Der Verfasser erachtet es für notwendig, planmäßig gebildete Redner und Agitatoren zu erziehen.

Auch hier sehe ich nur eine Möglichkeit, schreibt er. Daß die Aufgabe der Redner, so wie ich sie gestellt habe, sehr schwer ist, wird jedem einleuchten. Folglich sind dazu nur kenntnisreiche und tüchtig vorgebildete Personen zu gebrauchen. Die wachsen aber nicht von selbst, sondern wir müssen sie ausbilden. Der Parteivorstand sollte das Geld, das er für solche Zwecke in Bereitschaft hat, nicht durch Hergabe an alle möglichen kleinen Orte verzetteln, sondern er sollte es zusammenhalten und damit eine Stätte schaffen, an der planmäßig die Lehrkräfte, die wir brauchen, ausgebildet werden. Also eine Art Arbeiter-Universität, deren Sitz natürlich am besten in Berlin wäre. Derartiges ist möglich, in England besteht es bereits. Und es würde, wenigstens im Anfang, keineswegs übermäßige Kosten verursachen. Die Aufgabe des Instituts wäre, in einjährigem Kursus 20 bis 50 Hörer gründlich in Volkswirtschaft, Geschichte und Reden zu unterweisen. Dazu brauchte man im Anfang nicht mehr als drei bis vier Lehrer anzustellen, so daß die Kosten einschließlich Bibliothek, Miete usw. nicht die Summe von 20000 M jährlich zu übersteigen brauchten. Das können Partei und Gewerkschaften gemeinsam für einen so wichtigen Zweck wohl aufbringen. Und wir hätten dann den Vorteil, daß Jahr für Jahr eine Schar wirklich vorgebildeter Agitatoren ins Land kämen, die dann auch an den kleinen Orten, wo die „hervorragenderen geistigen Kräfte“ fehlen, als Wanderredner etc. viel mehr Nutzen stiften könnten als Vorlesungen aus der „Neuen Zeit“.

Jede Anregung, die den Zweck hat, dem Bildungsdrange unserer Arbeiter Rechnung zu tragen, ist dankbar zu begrüßen. Allein es scheint uns, daß mit Mitteln der formalen Bildung, wie sie eine regelrechte Arbeiterschule oder – Universität liefern kann, noch keine brauchbaren Agitatoren und Redner großzuziehen sind. Für uns kommt es doch in erster Linie auf klardenkende Agitatoren an, die sich in die Literatur des wissenschaftlichen Sozialismus, in die ganze Gedankenwelt der Sozialdemokratie hineingearbeitet haben, und da ist die Frage am Platze: Wie haben es denn unsere älteren Genossen in ihrer Jugendzeit gemacht, diejenigen, die sich nicht nur den Inhalt aller grundlegenden Werke des Sozialismus, sondern auch eine ganz ansehnliche Portion allgemeiner Bildung anzueignen wußten? Von unseren grauhaarigen Genossen kennt so ziemlich ein jeder die namhaftere Literatur der sozialistischen Theorie, meistens selbst die schwierigsten Werke von Marx, und das alles haben sie nicht erst heute oder gestern, sondern in ihrer Jugend und im besten Mannesalter durchstudiert. Und doch gab es zu jener Zeit keine

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