Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 94

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Man kann sagen, daß die nationalökonomische Theorie/Wissensch. bis jetzt nur zwei Theorien des Arbeitslohns aufgestellt hat: die Lohnfondstheorie u. die Theorie der industriellen Reservearmee‚ die erste – ein Produkt der bürgerlichen, die letztere – Bis vor Kurzem war die ganze Wissenschaft der Natök. von der im der sozialistischen Natökonomie. Es soll damit durchaus freilich nicht gesagt behauptet werden, daß alle Theoretiker der Wirtschaftslehre ohne Ausnahme auf die eine oder die andere dieser Theorien geschworen haben. Es gab auch Kritiker Schriftsteller, die sich der Lohnfondstheorie gegenüber sehr kritisch verhielten haben, ohne sich deshalb auf die zu der zur Zeit noch nicht aufgestellten Theorie der Reservearmee zu bekennen.

In der allerletzten Zeit ist andererseits eine Theorie aufgestellt worden, welche beide genannten Theorien einer eingehenden Kritik unter wirft zieht u. beide als verfehlt betrachtet – wir meinen die Theorie von Prof. J. Wolf, die in den letzten Tagen jüngst von einigen neu jüngsten deutschen Nationalökonomen, wie Wenckstern, adoptiert u. wiederholt worden ist. Auf diese Wenn wir aber von diesen Leistungen Ergebnissen der allerletzten Zeit – auf die wir unten näher einzugehen haben werden – für einen Augenblick absehen, so lassen sich für die ganze lange Periode von den Anfängen der klassischen Natök. bis auf unsere Tage nur die zwei genannten Theorien des Arbeitslohns – die Lohnfondstheorie u. die Marx’sche ausfindig machen.

Schon bei Ad. Smith finden wir die Theorie des Arbeits Lehre von Lohnfonds klar u. ausdrücklich aufgestellt.

Im Kapitel VIII des Buchs I seines „Wealth of Nations“ „Vom Arbeitslohn“ führt er ungefähr folgendes aus: Der natürliche Arbeitslohn ist das Produkt der Arbeit, dieser wird aber nur in primitiven Gesellschaftszuständen dem Arbeiter gewährt. Mit der Akkumulation des Privatkapitals wird der Arbeitslohn durch den Kampf zwischen der Kapital u. Arbeit festgesetzt. Dieser Kampf äußert sich durch praktisch durch Das Ergebnis dieses Kampfes hängt in der Regel von dem gegenseitigen Verhältnis des Angebots u. der Nachfrage nach Arbeit ab. Unter „Nachfrage nach Arbeit“ versteht nun Smith den jeweilig gegebenen Kapitalfonds. Bei Smith finden wir auch schon die unzertrennliche Ergänzung der Lohnfondshypothese – die Bevölkerungstheorie: Der Das Angebot der Arbeit – sagt er – hängt seinerseits von der jeweiligen Häufigkeit in der Kinderzeugung unter der arbeitenden Bevölkerung ab, diese aber prägt richtet sich jedes Mal genau nach der Kapitalnachfrage Wenn wir nicht irren, gebraucht Smith eben das Wort „genau“ – precisely!) *) Wealth of Nations. 1775.

Dieselben Sätze stellt auf in einem anderen Zusammenhang – nämlich in seiner Grundrententheorie der letzte Klassiker der bürgerlichen Natök. – David Ricardo. auf Im Kapitel, vom Ar wo er et officio vom den Arbeitslohn spo behandelt, lesen wir nur, daß der Arbeitslohn sich – wie der Preis aller anderen Waren – nach dem Verhältnis des Angebots u. der Nachfrage richtet. Was Ricardo aber darunter

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