Linken die Augen bedeckend, einher. Etwa zehn Schritte vor mir gewahrte ich auf dem Trottoir eine Frau. Sie hatte mit beiden Händen das Gesicht bedeckt und schluchzte hysterisch.
Der ganze Haufe befand sich weit voraus; ihm nach jagten die blutdürstigen finsteren Schergen. Verzweifeltes Schreien und Schwertergeklirr schmolzen ineinander und erhoben sich gen Himmel…
Da vernahm ich plötzlich hinter mir den Trab eines einzelnen Pferdes. Ein wuchtiger Säbelhieb über den Rücken streckte mich fast zu Boden. Ich blickte mich um. Links zu meiner Seite befand sich derselbe Offizier, der als erster den Alten über den langen, magern Hals den Streich versetzt hatte.
Er hatte ein wildes, grausames Gesicht, das von nervöser Vertiertheit schwarz und rot unterlaufen war. „Pack Dich Sch…, wenn man Dir befiehlt!“ Heiser stieß er diese Worte hervor. Ich sagte ihm nur: „Henker!“ – Und wiederum erhob er das Schwert, wollte es auf mich niedersausen lassen, stieß sich jedoch an der Wand – das Pferd erschrak und trug aus. Doch was war das? Er hieb auf die vor mir vorangehende weinende Frau ein. Diese brach am Haupte verwundet zusammen.
So begegneten die treuen ergebenen Diener des Zaren dem Volke, als es zu ihm kommen und ihm sein Leid und Elend klagen wollte.
Ich habe im Leben viel Schweres, ja sogar Schreckliches mit angesehen und durchlebt. Noch nie aber habe ich ein solch schreckliches Gefühl von Ekel und Abscheu empfunden, wie bei dem Anblick dieses unbarmherzigen Niedermetzelns unglücklicher, wehrloser, hört Ihr, wehr – lo –ser Menschen… Und wofür? Dafür wohl, daß sie naiv und vertrauensvoll mit ihrer Bitte und ihrem Leide zum „Väterchen“ Zaren gingen? …
Wir waren zum Kaiser gegangen, wurden aber mit Kugelregen und Säbelhieben empfangen. Für uns existiert folglich kein Zar mehr! – schrien an diesem blutigen Tage die Arbeiter auf dem Wege zu ihren Wohnungen. Ja, an diesem Tage haben die Verbrecher der Macht den ersten Grundstein zur Volksrevolution gesetzt. An diesem blutigen Tage merzten sie den letzten Glauben an sie im Herzen des Volkes aus.
Dumpf und schwer erstarben die letzten Klänge der Grabeslieder in der Luft.
Mit Beben entsinne ich mich der schweren Bilder, die sich in mein Gedächtnis tief eingeprägt haben.
Der Gesang verstummte.
Ein einfacher Arbeiter schwang sich auf den Sitz eines leeren Wagens und begann laut zu sprechen.
Er sprach von der Freiheit und erinnerte das Volk an die eben gefallenen Opfer, die für Freiheit gekämpft, gefallen von der Horde der Volksfeinde. Der leichte Wind bewegte die rote Fahne.
Hierauf bestieg ein Student die „Tribüne“. Er sprach von der großen Rolle des Proletariats in der Bewegung und begrüßte.