und Reden der Sozialdemokratie erwähnt. Für die Masse jedoch und für den lebendigen Kampf war die Losung einstweilen mehr ein wesenloser Schemen. Erst der Fortschritt der Revolution selbst und die Verschiebung der Situation hat das Proletariat als Masse über die anfänglichen Losungen: allgemeines Wahlrecht und Konstituierende Versammlung hinausgetrieben und die Losung der Republik zum Brennpunkt des Kampfes gemacht.
Einerseits ist nämlich durch die wirklich errungene, vom Proletariat bereits betätigte selbstherrliche „politische Freiheit“ der Straße die bloße Losung der Konstituierenden Versammlung überholt. In den wichtigsten Großstädten und Industriezentren hat die Arbeiterschaft die elementarsten Rechte und Freiheiten, die von der konstituierenden Versammlung erwartet wurden, bereits für sich verwirklicht. Ungehinderte Massenversammlungen, Riesendemonstrationen, Volksreden, offene Herstellung und Verbreitung sozialdemokratischer Schriften, offenes Auftreten der sozialdemokratischen Parteien als einer legalen anerkannten Macht, hie und da, wie z. B. im Sosnowicer Kohlenrevier buchstäbliche Diktatur der Arbeiterschaft; das alles treibt mit zwingender Logik zu immer radikaleren, entschlosseneren Forderungen.
Andererseits greift die Sozialdemokratie, um gegenüber den bürgerlich-liberalen und demokratischen Gruppen die ausschlaggebende vorantreibende Rolle zu behalten, instinktiv und naturgemäß zur schärfsten Zuspitzung ihrer politischen Stellung und ihrer Forderungen. Auf dem Boden der republikanischen Losung wird auch voraussichtlich der folgende Partei- und Klassenkampf zwischen der Arbeiterschaft einer- und dem bürgerlichen Liberalismus andererseits ausgefochten werden.
Dem Philister wird freilich die Forderung der Republik im gestrigen Zarenreich als eine maßlose Frechheit, dem sogenannten „praktischen Politiker“ und sozialdemokratischen Staatsmann als ein unverantwortlicher „Dogmenfanatismus“ erscheinen. Erblickte doch gar mancher Sozialdemokrat Westeuropas bis vor kurzem noch die eigentliche Aufgabe der Arbeiterklasse und der Sozialdemokratie in Rußland darin, für den zittrigen russischen Liberalismus als „Stütze“ zu dienen und sich selbst mit der melancholischen Erkenntnis zu trösten, daß in der gegenwärtigen Periode doch nicht das Proletariat, sondern die Bourgeoisie von Gott und dem Schicksal zur politischen Herrschaft bestimmt und berufen sei.
Die staatsmännische Klugheit hat sich zum Glück hier wie schon jedes Mal als die kurzsichtigste Politik, diktiert aus einer Froschperspektive, erwiesen. Freilich täuscht sich das kämpfende Proletariat in Rußland nicht einen Augenblick, daß es direkt etwa ins sozialistische Paradies gelangen werde. Es versteht vielmehr sehr wohl, daß am anderen Tage nach der Revolution das Heft in die Hände der heutigen Parasiten der Revolution, der Bourgeoisie und des Adels, fallen wird.
Allein es ist die innere Logik der Ereignisse selbst, die das kämpfende Proletariat dazu drängt, immer schärfer und entschlossener seine radikale Klassenstellung in politischen Losungen auszudrücken und auf diese Weise die bürgerliche Opposition bis