Der Kampf geht weiter
Aus Thorn wird gemeldet: Nach einer aus Warschau eingegangenen Nachricht hat das dortige Streikkomitee die Schiffahrt auf der Weichsel, die bisher unbehindert war, verboten. Die Pontonbrücken in Pl/ock und Wl/ocl/awek sind von den Beamten verlassen und von den Streikenden besetzt worden. Mit den Brücken besitzen die Ausständigen die Macht, das Verbot durchzuführen. Die Dampfer aus Danzig und von hier unterlassen daher einstweilen die Abfahrt nach Warschau.
Riga, 9. November. Die streikenden Eisenbahner wurden entlassen. Ein Eisenbahnbataillon versieht den Dienst. – Die Schüler erzwangen die Schließung sämtlicher hiesiger Lehranstalten. – Ein geplanter Überfall auf den Polizeimeister wurde von den Truppen verhindert. Der hiesige Detektiv mußte flüchten, weil er mit dem Leben bedroht wurde.
Petersburg, 9. November. Ein Gendarmerie-Offizier hat eine beabsichtigte Versammlung der Arbeiter der Moskauer Bahn verboten. Infolgedessen verlangen die Arbeiter die Entlassung dieses Offiziers, widrigenfalls sie einen allgemeinen Eisenbahnerstreik organisieren wollen.
Petersburg, 9. November. Nach aus Kronstadt hierher gelangten, jedoch bisher noch unbestätigten Meldungen soll in der vergangenen Nacht in Kronstadt ein erbitterter Kampf stattgefunden haben. Die Infanterie soll von der Schußwaffe Gebrauch gemacht haben und Maschinengewehre sollen in Tätigkeit getreten sein. Die Stadt steht angeblich in Flammen und die Einwohner flüchten. Die Telefonverbindung mit Petersburg ist unterbrochen, der Telegraph dagegen noch in Tätigkeit.
Volksmilizen
Der „temporäre“ kurländische Generalgouverneur, Generalleutnant Böckmann, hat zum Schutz der Stadt Mitau eine Bürgerwehr dort selbst gebildet und der Bevölkerung die weitgehendsten Konzessionen eingeräumt.
Kattowitz, 9. November. (Privattelegramm des „Vorwärts“) Im benachbarten Gasnowitz hat die Sozialdemokratie im Einvernehmen mit dem Bürgertum ein Komitee zur Organisation der Volksmiliz gebildet. Bewaffnet sollen nur die Arbeiter werden. Man wollte sofort die Polizei und die Gendarmerie entwaffnen, aber sie sind gänzlich unsichtbar geworden im ganzen Rayon. Volksversammlungen zu zehn- bis fünfzehntausend finden täglich statt.
Parteikämpfe
In Petersburg hat sich eine zweite Organisation der Monarchisten-Konstitutionalisten gebildet, die durch die größeren Petersburger Zeitungen bekannt macht, daß jede Bewegung gegen die Person des Zaren und jede Forderung nach einer Republik mit Gewalt unterdrückt wird.