Furcht vor der Herrschaft des Proletariats

London, 26. Oktober. („Bureau Laffan“.^[1]) Aus Petersburg meldet die „Times“: Unter der Bevölkerung Petersburgs greift eine Panik um sich. Man befürchtet den Sturz der Regierung und die Verkündung einer Herrschaft des Proletariats. In Südrußland herrscht offene Empörung. Die Arbeiter errichteten Befestigungen und Stacheldrahtzäune.

Flucht des Zaren ins Ausland

London, 26. Oktober. Der „Standard“ meldet aus Petersburg, der Zar sei in Peterhof im Begriffe, nach Dänemark abzureisen, wo er zwei Monate Aufenthalt nehmen wolle, um sich von den Aufregungen der letzten Zeit zu erholen. Voraussichtlich wird der Zar mit seiner Familie bis Weihnachten in Dänemark verweilen. Während seiner Abwesenheit soll Witte mit den weitgehendsten Vollmachten betraut werden und dieselben Befugnisse erhalten wie ein Regent.

Nach einer anderen Lesart soll der Zar in Darmstadt Erholung von seiner Nervenabspannung zu suchen beabsichtigen. Seltsam ist nur, daß er seinen Aufenthalt im Auslande nur auf zwei Monate bemißt. Sollte er sich wirklich einbilden, daß in zwei Monaten in Rußland die Ruhe eingekehrt ist? Eine Revolution, wie sie in Rußland ausgebrochen ist, pflegt sich über Jahre auszudehnen und einen immer radikaleren Charakter anzunehmen. Väterchen sollte in seiner ausländischen Muße einmal die englische und französische Revolution studieren!

Witte als Prophet?

London, 26. Oktober. („Bureau Laffan“.) In einer Ansprache an eine Abordnung der Streikenden am Dienstag sagte Graf Witte nach einer Petersburger Meldung der „Daily Mail“ zum Schluß: „Ich sehe nur zwei Auswege aus der gegenwärtigen Situation. Beide sind blutig. Der Staat muß entweder mit Militärgewalt die Revolte unterdrücken, oder der Bürgerkrieg zwischen dem Volke (?) und den Ausständigen muß verkündet werden, wenn es auch nicht ganz unmöglich ist, daß die gegenwärtigen Ruhestörungen mit dem Sturze der russischen Regierung enden.“

Daß Witte Derartiges denkt, ist schon möglich, aber daß er es den Streikenden gegenüber ausgesprochen haben soll, erscheint uns doch ziemlich unwahrscheinlich!

Ausdehnung des Streiks

Das „Wolffsche [Telegraphen-]Bureau“ bringt folgende russisch-offiziösen Nachrichten:

Petersburg, 26. Oktober. Heute Morgen hat sich der Ausstand auf die Handelswelt ausgedehnt. Die Läden werden geschlossen.