Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 556

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renkte das andere und die Schulter, brach sich einige Rippen; in diesem Zustand schleppte er sich fort, bis er eine Droschke fand; dann hieß es noch die Spuren verwischen und einen halben Tag lang Irrfahrten durch die Stadt machen, bis er endlich die Wohnung eines Freundes aufsuchen konnte. Halbwegs genesen, flüchtete er nach Deutschland, um abermals ins Gefängnis zu wandern: Begleichung der alten Rechnung mit der preußischen Staatsanwaltschaft. Aber auch jetzt verstummte jene niederträchtige Verleumdung nicht. Wohl nahmen die polnischen Sozialdemokraten in Posen Kasprzak mit offenen Armen auf, aber die PPS warf immer wieder aus dem Hinterhalt mit Schmutz nach ihrem Opfer. 1901 stellten die deutschen und polnischen Genossen ihn als Kandidaten für die Nachwahl zum Reichstage auf, erklärten ihn der höchsten Würde, die das Proletariat zu vergeben hat, für würdig. Aber die Verleumder setzten auch jetzt noch ihre Kampagne fort und auch dann widerriefen sie nicht, als endlich der deutsche Parteivorstand die Sache in die Hand nahm und Beweise forderte. Diese Beweise wurden nicht geliefert, der Parteivorstand gab dem Verfolgten volle Genugtuung, aber auch er konnte die Verleumder nicht zum Schweigen zwingen.

Und Kasprzak kämpfte weiter. Ihm, dem Konspirator, der jahrelang unter so anderen Bedingungen gekämpft, war es schließlich unmöglich, in Posen ein Tätigkeitsfeld zu finden, das ihn voll befriedigte. In Russisch-Polen gingen die Wogen wieder hoch, die Arbeitermassen gingen im Sturmschritt vor unter dem Banner der Sozialdemokratie, dem Banner des revolutionären Klassenkampfes. Dorthin zog es ihn. Alle Einwände, alle Warnungen schlug er in den Wind. Wohl war er sich darüber klar, daß, wenn er den Häschern des Zaren in die Hände fiel, sein Schicksal besiegelt war, daß sie an ihm ihr Mütchen kühlen würden, aber er ließ sich nicht halten. Im Jahre 1903 ging er hinüber. Und einmal auf dem alten Kampfplatz, forderte er, auf die gefährlichsten Posten gestellt zu werden, forderte es als eine Ehre, die ihm gebührt. Und auf einem solchen Posten ist er gefallen als Held. – Am 27. April 1904, als er in der geheimen Druckerei der Sozialdemokratischen Partei Russisch-Polens und Litauens mit mehreren Genossen ein Flugblatt herstellte, drangen die Häscher ein. Kasprzak gebot den Genossen, zu flüchten, er selbst nahm den Kampf auf. Vier der Büttel mußten ihr Leben lassen, ehe es ihnen gelang, den einen zu überwältigen; er und Genosse Gurtzmann wurden verhaftet, die übrigen entkamen.

Der Zar hatte gesiegt über Marcin Kasprzak. Aber der Mann, den man mit verdreifachter Wachsamkeit in der Warschauer Zitadelle bewachte, war nur noch ein Schatten des ehemaligen Helden, geistige Umnachtung überfiel ihn, aus der er nur zeitweise erwachte.

Und die Verleumder? Wie vor einigen Tagen berichtet wurde, haben sie endlich, endlich die Waffen gestreckt. Am 29. August 1905 haben sie öffentlich dem Helden Abbitte getan; am 29. August und am 30. August saßen die Schergen des Zaren über ihn Gericht! Und auch diese endliche Sühne verdankt der Märtyrer wohl nur dem

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