Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 471

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Demnach soll also der polnische Parteitag die höchste Instanz der poln.-soz. Partei bilden. Eine der Grundbestimmungen der Einigungs-Leitsätze besagt aber: „Anerkennung (durch die polnische Partei) des (deutschen) Parteiprogramms und der (deutschen) Parteiinstanzen.“

Daraus folgt also, daß nicht der polnische, sondern der deutsche, d. h. der Parteitag der Gesamtpartei, die höchste Instanz mit für die polnische Teilorganisation sein sollte. Der entgegen gesetzte Beschluß der polnischen Konferenz vernichtet somit die Angliederung an die deutsche Partei, um die man sich so viel Mühe gegeben hat.

Zweitens wurde zum Schluß des polnischen Parteitags eine Resolution angenommen, die, nachdem sie die Genugtuung über die erzielte Verständigung mit der deutschen Partei ausspricht, in gleichem Atem sagt: „Der Parteitag fordert die Genossen auf, mit um so größerem Eifer im Sinne des Programms der PPS weiterzuarbeiten an der Befreiung des polnischen Volkes von dem Joche der Ausbeutung und Unterdrückung.“

Nun, ein besonderes „Programm der PPS“, wenn sie sich gemäß den vereinbarten Bedingungen auf den Boden der Gesamtpartei stellt, gibt es ebenso wenig wie ein besonderes Programm der sächsischen oder bayerischen Partei. Es gibt dann nur ein Programm der Sozialdemokratie in Deutschland. Spricht man aber von einem besonderen „Programm der PPS“, in dessen Sinne „weitergearbeitet“ werden soll, dann ist es, wie mehrfach konstatiert wurde und wie die polnische Sondergruppe in mehreren Kundgebungen öffentlich erklärt hat, das Programm der Wiederherstellung Polens. Gerade dieses besondere Postulat aus dem Programm und der Agitation zu beseitigen, um alle polnischen Genossen auf dem gemeinsamen Boden des Erfurter Programms zu vereinigen und so die einzige Möglichkeit einer ersprießlichen Zusammenwirkung der deutschen und polnischen Genossen zu schaffen, war von vornherein die Grundbedingung, ohne die von einer Einigung nicht die Rede sein konnte. Diese Auffassung vertraten auch alle polnischen und deutschen Vertreter der zur Partei gehörenden Genossen Posens, Schlesiens und Oberschlesiens, sowie der Parteivorstand. Die von ihm vorgelegten und schließlich akzeptierten Leitsätze, die im zweiten Passus lauten: „Zugehörigkeit der polnischen Organisation zu der Gesamtpartei Deutschlands, Anerkennung des Parteiprogramms und der Partei-Instanzen“ haben auch keinen anderen Sinn und schließen jede andere Auslegung aus.

Man hat nur deshalb von der ausdrücklichen Ablehnung des Programms der Wiederherstellung Polens abgesehen, weil man die besondere Betonung einer selbstverständlichen Sache für überflüssig hielt.

Diese Auffassung wurde auch den Vertretern der polnischen sonderorganisierten Genossen mitgeteilt und sie haben sie widerspruchslos anerkannt.

Und nun wird durch die angeführte Resolution die Grundlage wiederhergestellt, aus der alle bisherigen Differenzen hervorgingen. Freilich ist auch diese Resolution, wie seit jeher alle einschlägigen Kundgebungen und Beschlüsse der „polnischen sozialistischen Partei“, zweideutig und unklar. Aber gerade diese Zweideutigkeit in den

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