retischen Irrtum, oder ob er sie durch Verhältnisse erklären wollte, die in Deutschland gar nicht existieren, und somit obendrein einen logischen Unsinn begangen hat.
„gr.“ hat eine eigenartige Methode, sich in der Diskussion unverletzlich zu machen: Er hat über jedes Ding nicht eine Meinung, wie die meisten Menschen, sondern mehrere Meinungen auf einmal, und man kann nie irgendeine seiner Äußerungen in der Diskussion fixieren, ohne daß er in der Lage wäre, zur Deckung sofort eine entgegengesetzte Äußerung heranzuziehen. So wird es uns z. B. um keinen Preis in der Welt gelingen, aus den Ausführungen „gr.“s über den anderen Hauptpunkt der Diskussion klug zu werden, nämlich über die Frage: wie eigentlich die Dinge in der Partei in aller Welt liegen. Haben wir eine Opposition oder nicht? Haben wir eine oder zwei oder drei Richtungen in den Ansichten über die Taktik? Und worin bestehen die Unterschiede zwischen denselben?
Im ersten Artikel „gr.“s im „Vorwärts“ hieß es: „Gewiß, es gibt sehr große taktische Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Partei.“ In seinem zweiten Artikel[1] heißt es zunächst, er hätte überhaupt die Existenz einer „praktischen“ und einer revolutionären Richtung in Abrede gestellt. Einige Zeilen weiter erscheinen schon auf dem Platz wenigstens „einige Parteigenossen“, die die sozialistischen Ziele „mehr aus den Augen lassen“ und „kleinen Erfolgen“ „manchmal ein zu großes Gewicht beilegen“. Da wären wir glücklich bei der „praktischen Richtung“ angelangt. Aber „gr.“ beeilt sich sofort, das Gesagte wieder zurückzunehmen, indem er gegen diese Benennung der Richtung protestiert, weil sie die Letztere „unberechtigterweise lächerlich zu machen geeignet ist“. Wieder einige Zeilen weiter haben wir schon ganze drei Richtungen in der Partei, die sich aber bloß durch ganz sanfte Nuancierungen der Taktik voneinander unterscheiden. Und zum Schluß verschwindet wieder alles im Nebel, wir haben „eine weitgehende und erfreuliche Einigkeit innerhalb der Partei“, und die Gegensätze in der Taktik sind bloß eine Erfindung einiger böswilliger „Parteischriftsteller“.
Es liegt uns fern, „gr.“ durch „gr.“ in Verlegenheit bringen, seine eigenen Meinungen sich untereinander raufen lassen zu wollen.
Aber das heillose Dunkel, das über all seinen Ausführungen über die Parteitaktik herrscht, hat „Methode“, es hat einen politischen Grund. Es ist dies jene Politik, die allen geben und niemandem nehmen, alle befriedigen und niemanden kränken, alle Differenzen verwischen, alle Widersprüche aussöhnen, alle Gegensätze in einem Meer sauer-süßlicher Beschwichtigungslimonade ertränken will.
War aber diese Politik allezeit für die Partei schädlich, so ist sie im gegebenen Augenblick doppelt unangebracht. Sie ist es nämlich, die geeignet ist, das Gute und Wichtige, was der Stuttgarter Parteitag geleistet hat, wieder rückgängig zu machen, indem sie die in Stuttgart klar und offen konstatierten weitgehenden Meinungsdifferenzen in der Partei wieder ableugnen und so die einmal geklärte Lage wieder ins Dunkle ziehen will.