unangenehme Schauspiel eines niedrigen Gezänks zwischen mir und der neuen Chefredakteurin der „Sächs. Arb.-Ztg.“ ersparen möchte.
gr.
Wegen Raummangel müssen wir unsere Erwiderung auf den „gr.“-Artikel zurückstellen.
Im „Volksblatt für Anhalt“ behandelt Genosse P[eus] dasselbe Thema. Er wendet sich gegen die Erklärung der „praktischen Richtung“ in der Partei durch den Einfluß kleinbürgerlicher Elemente, findet diese Erklärung „total falsch“ und gibt eine andere.
„Der Gegensatz in der Parteitaktik ist, soweit er überhaupt vorhanden ist, allerdings aus der geschichtlichen Entwicklung der Partei heraus zu begreifen. Es ist der Gegensatz zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen der Jugend der Partei und ihrem herannahenden Mannesalter. Ganz begreiflicherweise tat es beim ersten Auftreten der Sozialdemokratie vor allem Not, den großen prinzipiellen Gegensatz zwischen der Welt des Kapitalismus und der des Sozialismus mit ganzer Kraft hervorzuheben, damit den Massen überhaupt zu Bewußtsein käme, daß eine andere Welt als die, in der sie als Opfer der Ausbeutung ein mühsames, trauriges Dasein führen, nicht nur möglich sei, sondern auch dereinst, durch sie selber heraufgeführt, kommen werde. Dies war insbesondere die Hauptaufgabe, solange die Partei wegen ihrer Schwäche mehr Sekte als Partei war. So lange nur wenige Hunderttausende sich hinter dem Banner der Sozialdemokratie zusammenscharten, war der Prozentsatz der sich für die sozialistische Theorie Interessierenden größer als jetzt, wo Millionen zur Partei stehen. Für die Partei als Diskutierklub interessieren sich nur wenige, die Millionen, welche heute sozialdemokratisch wählen, verlangen praktische Ergebnisse der Parteipolitik. Und sie können diese ‚praktische Politik‘ verlangen, weil ja auch durch ihre Zahl die Macht gegeben ist, praktisch greifbare Resultate zu erzielen. Eine Partei, welche noch zu klein ist, um ein fühlbares Gewicht in die Waagschale zu werfen, deklamiert, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, eine große, mächtige und ihrer Macht sich bewußte Partei beschränkt die Deklamation, um für die Tat mehr Raum zu schaffen.
‚Kapitalistischer Staat‘ und ‚Boden kapitalistischer Gesellschaftsordnung‘ sind feste Begriffe, denen heute wirklich existierende Dinge entsprechen. Diese Dinge sind aber wie alle in beständigem Fluß. Der ‚Boden der kapitalistischen Gesellschaftsordnung‘ bleibt nicht, er wird heute schon jeden Tag durchlöchert und ebenso geht es dem ‚kapitalistischen Staat‘. Er bleibt nicht, was er ist, und wenn sich heute seine Vertreter ganz besonders rabiat benehmen, uns erscheint das nicht als ein Beweis der Kraft des Kapitalismus, sondern umgekehrt als die Nervosität dessen, der sich durch große Worte in seiner Verzweiflung selber Mut einreden möchte.“[1]