In einer Parteiversammlung in Ludwigshafen, wo Genosse Ehrhart Bericht über den Parteitag erstattete, kam in der Diskussion auch die Frage der Taktik zur Sprache.
Genosse Haenisch führte etwa aus: So sehr er sich mit alledem einverstanden erklären könne, was Genosse Ehrhart über die Parteitagsverhandlungen gesagt habe, so sehr fühle er auch die Verpflichtung, seinen abweichenden Standpunkt in den in Stuttgart verhandelten taktischen und prinzipiellen Streitfragen darzulegen. Wenn Ehrhart meine, daß es sich nur um Meinungsdifferenzen der Theoretiker handle, so müsse er, Haenisch, dem widersprechen. Die Partei sei stark genug, auch abweichende Meinungen ertragen zu können. Die Streitfrage drehe sich darum, welche Stelle in unserer Agitation dem prinzipiellen Teile des Programms gebühre; es frage sich, ob man vor lauter „praktischer Politik“ den proletarisch-revolutionären Charakter der Partei verleugnen dürfe. Allerdings: Der Gegensatz, der immer aufgestellt werde zwischen „Dogmatikern“ und „praktischen Politikern“ sei geradezu unsinnig. Wann hätten sich jemals die „Revolutionäre“ der praktischen Politik entzogen? Diese sei vielmehr Lebensbedingung für die Partei. Im weiteren Verlaufe seiner Ausführungen polemisiert Genosse Haenisch gegen den von Vollmar akzeptierten Bernsteinschen Satz, daß der Sozialdemokratie momentan kein größeres Unheil passieren könne, als in den Besitz der politischen Macht zu gelangen, den er als taktisch verkehrt und tatsächlich unrichtig bezeichnet. Nach einer Zurückweisung der Vollmarschen Auffassung über die Kommune, einer Auffassung, die der ganzen Parteitradition widerspräche, schließt Haenisch seine Ausführungen, die nur vereinzelten Beifall finden, mit der Mahnung, sich davor zu hüten, aus den Arbeiterherzen den Glauben an das Ideal herauszureißen. Tue man das, so würde man der Bewegung jenen Opfermut und jene Begeisterung nehmen, die sie so groß und stark gemacht hat.
Genosse Fülle erklärt, sich dem Proteste des Genossen Haenisch gegen die Vollmarsche Auffassung über die Kommune voll und ganz anschließen zu müssen, und polemisiert dann scharf gegen die Richtung Heine-Bernstein. Nie dürfe die Partei den proletarischen Boden verlassen.
VII
Vom Genossen gr. erhalten wir die folgende Entgegnung:
In Nummer 243 der „Sächs[ischen] Arb.-Ztg.“ bespricht „rl.“ die Ausführungen, die ich in Nr. 243 des „Vorwärts“ gegen einen Artikel der „Leipz[iger] Volksztg.“ gemacht hatte.[1] Meine Antwort übersende ich der Redaktion der „Sächs. Arb.-Ztg.“, weil ich den Wunsch habe, daß sie vollinhaltlich den Dresdener Lesern zu Gesicht kommt, denn die Polemik, welche „rl.“ führt, muß meine Ausführungen demjenigen, der sie nicht selbst gelesen, in völlig entstellter Form erscheinen lassen. Ich füge hinzu, daß ich, da mir Zeit und Muße dazu fehlt, nicht beabsichtige, auf alle die angeregten