die eine Richtigstellung wünschenswert machen.“ Der alte Genosse bestreitet dann die Behauptung, als hätte die Berliner Arbeiterschaft keinen Einfluß auf die Haltung des „Vorwärts“ in taktischen Fragen mit dem Hinweis auf die von den Berliner Genossen gewählte Preßkommission, die ja volle Möglichkeit habe, jederzeit in die Führung des Zentralorgans einzugreifen. Im Weiteren äußert er sich über die Haltung des „Vorwärts“ folgendermaßen:
„Daß trotzdem z. B. in bezug auf die Haltung des ‚Vorwärts‘ vielerlei Wünsche bestehen, ist nicht zu leugnen. Vor allen Dingen ist bei einem Redaktionsstabe, wie ihn der ‚Vorwärts‘ hat, eine völlige Homogenität in allen Fragen schwer zu erzielen. Dafür sorgt schon die demokratische Organisation desselben. Außerdem sind Meinungsverschiedenheiten, die über taktische Fragen in der Partei entstehen und die Genossen in verschiedene Lager spalten, bei selbständig denkenden Genossen, wie es die Redakteure und neben ihnen die Männer der Parteileitung sein sollen, ebenfalls unausbleiblich. Wir erinnern hier als Beispiel an den Streit über das Agrarprogramm und die Beteiligung an den preußischen Landtagswahlen. Auch schafft die bloße Tatsache, daß in der Redaktion des ‚Vorwärts‘ wie im Parteivorstand eine Anzahl Reichstagsabgeordneter sind, die später oft zu den erörterten Fragen Stellung im Parlament zu nehmen haben und sich doppelt verantwortlich fühlen, manche Differenz, die anderwärts nicht vorkommt.
Trotz alledem könnte der ‚Vorwärts‘ in weit höherem Grade seine Aufgabe als leitendes Organ der Partei erfüllen, als es geschieht, nähme er in allen anderen Fragen, über die keine Meinungsverschiedenheit besteht – und das ist die große Mehrzahl – einen scharfen, von den leitenden Gesichtspunkten unseres Parteiprogramms ausgehenden proletarischen Klassenkampfstandpunkt ein. Daran aber fehlt es öfter. Er handelt sehr selten direkt falsch, aber öfter schwächlich und unsicher. Mit einem Wort: Es fehlt der Mehrzahl seiner Leitartikel und häufig auch den kritischen Bemerkungen in der ‚Politischen Übersicht‘ die sozialdemokratische Schneidigkeit. Ein oppositionell bürgerliches Blatt könnte oft dasselbe sagen und sagt es manchmal besser. Das ist ein Fehler.
Im weiteren sollte die Redaktion des ‚Vorwärts‘ in allen den Fragen, über die taktische Meinungsverschiedenheiten zum Ausdruck kommen, auf streng objektive und gleichmäßige Vertretung der gegenüberstehenden Standpunkte sehen und gewissermaßen die höhere Einheit über diese zu erlangen suchen.
Das ist schwer und vor allen Dingen gehört dazu ein großes Maß Takt. Aber das kann errungen werden.
Schließlich muß ausgesprochen werden, daß der „Vorwärts“ wesentlich besser geworden ist gegen früher und bei geschlossenem Zusammenhalten aller in Betracht kommenden Faktoren noch weit besser werden kann und werden wird.“[1]