den Gang der Dinge als eine Reihe unvermittelter Kataklismen vorstellt. Die Vorstellung von der Entwicklung als einem unmerklichen, ausschließlich friedlichen Prozeß des Ineinandergleitens verschiedener Phasen und Entwicklungsstufen ist gerade charakteristisch für die spießbürgerliche, seichte Auffassungsweise im Gegensatz zu der dialektischen Auffassung des wissenschaftlichen Sozialismus, der sich die Bewegung der Gesellschaft in Gegensätzen denkt und deshalb die Katastrophen in bestimmten Zeitpunkten für unausbleiblich hält. Gerade wir also, die wir im Einklang mit der hergebrachten Auffassung der Partei einen sozialen Zusammenbruch als die Form des Überganges des Kapitalismus in die sozialistische Gesellschaft für unvermeidlich halten und deshalb das Augenmerk der Arbeiterklasse auf dies ihr bevorstehende Endziel gerichtet wissen wollen, gerade wir und nur wir stehen auf dem Boden der Entwicklung, nicht wie sie kleinbürgerliche Angstmeier, sondern wie sie der wissenschaftliche Sozialismus versteht.
Zum Schluß gibt Genosse „gr.“, der, wie gezeigt, von dem gegenseitigen Verhältnis und dem Inhalt der streitenden Richtungen die abenteuerlichste Vorstellung hat, auch noch eine wunderbare ad hoc verfertigte „materialistische“ Erklärung der bestehenden Kontroverse, wie sie sich in seinem Geiste bespiegelt. Beide Richtungen stehen nach ihm auf rein proletarischem Boden, es ist bloß der Gegensatz innerhalb der industriellen Arbeiterklasse, der in den beiden Richtungen der Partei zum theoretischen Ausdruck gelangt. Es gibt nämlich nach „gr.“ proletarische Schichten, die ihre Lage aufbessern und emporkommen und deshalb die praktische Tätigkeit höher bewerten, und andere Schichten, wie z. B. die Hausindustriellen, die immer mehr verelenden und deshalb an einer Hebung ihrer Lage unter dem Kapitalismus verzweifeln. Die erste Schicht vertreten nun die Vollmar, Heine, Peus, Fendrich, die zweite Schicht die Liebknecht, Zetkin, Kautsky, Bebel, Singer und die gesamte Partei. Bei dieser „materialistischen“ Theorie ist ihm das Malheur passiert, daß er aus Versehen die opportunistische Richtung in der Partei zur Vertreterin des aufsteigenden, des fortschrittlichsten Kerntrupps des industriellen Proletariats, die revolutionäre Richtung aber – zur Vertreterin der Hausindustriellen, der im Bann der kleinbürgerlichen Vorstellungsweise befangenen, der rückständigsten Schicht der Arbeiterklasse gemacht hat.
Genosse „gr.“ hat wiederum bei seiner „materialistischen“ Konstruktion einen Fundamentalsatz der sozialdemokratischen Auffassung vergessen, nämlich, daß das Wesen der Sozialdemokratie als solcher gerade darin besteht, daß sie gegenüber verschiedenen zersplitterten Gruppen und Schichten des Proletariats seine Entwicklung und Interessen im ganzen vertritt. Sollten also in der Sozialdemokratie einmal wirklich die einzelnen Schichten der Arbeiterklasse mit ihren verschiedenen Interessen und Bestrebungen zur Geltung kommen, so würde das nicht zu Unterschieden in der Taktik, sondern zur Zersetzung, zum Bruch der Sozialdemokratie als solcher führen. Tatsächlich kann die Partei, solange sie überhaupt auf proletarischem Boden steht, in diese Gefahr nicht kommen, denn sie ist gar nicht imstande, die herabsinkenden, verelen