Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 181

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Durchführungsversuch die Stellung der Erd- und Bauarbeiter zu gefährden. Man muß übrigens abwarten, inwiefern die Masse der Arbeiter den Generalstreik-Beschluß befolgen wird.

II

Bis zum heutigen Tage umfaßt der Streik in diesem oder jenem Grade (genaue Zahlen liegen nicht vor) ein Dutzend Hauptberufe: Erdarbeiter, Niederreißer, Karrenzieher, Maurer, Steinmetzen und verwandte Berufe, Schlosser, Schreiner, Baumaler, Deckarbeiter, Auslader (wichtig für die Zufuhr von Baumaterial), Gasrohrleger, Parkettleger und Schornsteinfeger. Letztere zwei Berufe sind bezeichnenderweise dem Streik beigetreten rein aus Solidarität, ohne irgendwelche eigene Forderungen zu stellen. Ferner fordert der Vorstand des Landesverbandes der Metallarbeiter zum Generalstreik auf, während die Eisenbahner-Organisation eine bezügliche Umfrage bei den einzelnen Gruppen hält. Vor einigen Wochen haben die Eisenbahner bekanntlich den Generalstreik mit überwiegender Mehrheit abgelehnt. Gestern aber erklärte Guérard, der Leiter der Eisenbahner-Gewerkschaft, nunmehr eines bejahenden Entscheides sicher zu sein.

Angesichts der großen Ausdehnung der Bewegung kommt der an sich vortreffliche Beschluß des Gemeinderates, die kommunalen Arbeiten in Regie ausführen zu lassen ohne Rücksicht auf die Submissionsverträge der Unternehmer, viel zu spät. Der Beschluß könnte nur die Erdarbeiter befriedigen, vorausgesetzt, daß die privaten Unternehmer auch ihrerseits den Lohntarif von 1882 bewilligen. Aber die Erdarbeiter haben bereits erklärt, die Arbeit nicht wieder aufnehmen zu wollen, bevor sämtliche Berufe, die ja ihnen zu Hilfe gekommen waren, ihre Forderungen durchgesetzt haben. Und der zentrale Streikausschuß, der seit dem 8. Oktober die ganze Bewegung leitet, verlangt die staatliche Regie für die Weltausstellungs- und Eisenbahnbauten.

Wird aber die Regierung einer Forderung nachgeben, die von der kapitalistischen Presse als der reinste Sozialismus verschrien wird? Das radikale Ministerium zeigt wie immer und überall seine zwieschlächtige Natur: ein bißchen gute Absichten und viel böse Taten. Hat die Regierung auf der einen Seite den Regiebeschluß des Gemeinderates bestätigt, so traf sie anderseits auf Verlangen der Unternehmer die durch nichts gerechtfertigte Maßregel, die Hauptstadt mit Truppen zu überschwemmen. Von wenigen unbedeutenden Zwischenfällen abgesehen, beobachten die Streikenden eine geradezu musterhafte Ruhe. Die 8000 Polizisten und die 3000 mit Gewehren bewaffneten Munizipalgardisten genügten vollauf, um die „Arbeitswilligen“ zu schützen. Außerdem ist ja Paris mit einer überaus zahlreichen Garnison gesegnet. Trotzdem zog die Regierung, sobald die Bauarbeiter in den Streik zu treten begannen, an die 25000 Soldaten aus der Provinz zusammen. Das war nicht nur eine terrorisierende Maßregel, sondern auch eine Verletzung des Rechtes der Streikenden, die arbeitenden Kameraden zum Streik „anzureizen“. Jede einzelne Arbeitsstelle wurde nämlich mit

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