dakteure beweist nur, daß sie es stets verstanden haben, sich rechtzeitig bei den Prüglern einzustellen. Daß sie sich von empfindsamen oder kollegialen Rücksichten leiten ließen, wird ihnen niemand nachsagen können, der sie an der Arbeit gegen ihre sechs gemaßregelten Kollegen gesehen hat.
Dankbar für jede Anregung, und ganz besonders für solche, wenn das Interesse der Partei in Frage kommt, habe auch ich geprüft und bei mir revidiert, allein ich konnte keine Anhaltspunkte finden, die der Redaktion des ‚Vorwärts‘ die Berechtigung zu ihrer schweren Anschuldigung gegen mich, als sei ich der Mitschuldige von Parteiskandalen, geben könnten. Wohl aber habe ich bei dieser Prüfung Umfälle bei Genossen entdeckt, von denen ich vermute, daß sie als Prinzipienpriester unseren Genossen im ‚Vorwärts‘ das Gewissen schärfen.“
Zu der obigen Duplik des Genossen Ehrhart wollen wir nur kurz bemerken: Wir hatten in unserer Antwort ausschließlich die sachlichen Irrtümer Ehrharts herausgegriffen und durch Tatsachen zu widerlegen gesucht. So seine erstaunliche Behauptung, als wären „die Sechs“ aus der „Vorwärts“-Redaktion „exmittiert“ worden, seinen Protest gegen das angeblich ausschließliche Bestimmungsrecht der Berliner Genossen über die Haltung des Zentralorgans und schließlich die Darstellung Ehrharts, wonach der „Vorwärts“-„Skandal“ so ziemlich das gefährlichste sei, was die Partei erlebt habe, woran der Mangel an einer schlichtenden und zügelnden Hand schuld sei, mit dem früher der Alte[1] und Auer rechtzeitig eingriffen. Gegenüber diesem schönen aber phantastischen Bilde hatten wir dem Genossen Ehrhart die lange Reihe von „Parteiskandalen“ in Erinnerung gerufen, die sich wie ein roter Faden durch die ganze Geschichte der Sozialdemokratie ziehen und in denen Auer und Liebknecht nicht etwa die schlichtende Vorsehung spielten, sondern jedes Mal in der vordersten Reihe als die heißblütigsten Kampfhähne fochten. Wenn man nämlich jeden heftigen Meinungsstreit in der Partei über Grundfragen des Prinzips und der Taktik mit der Spitzmarke „Skandal“ bezeichnen will, so kam die Partei und kommt hoffentlich auch fernerhin nicht aus dem „Skandal“ heraus. Fühlt sich nun Ehrhart durch diese rein objektiven Hinweise gekränkt und spricht uns die Sachlichkeit ab, so scheint er offenbar von der Auffassung auszugehen: Sachlich sind nur diejenigen Sachen, die mir in den Kram passen, alles, was gegen mich spricht, ist unsachlich.
Eines wollen wir Ehrhart jedoch ohne weiteres zugeben: „so giftig, persönlich verletzend“ wie der jüngste Parteistreit war vielleicht noch keiner in der Parteigeschichte. Noch mehr: Wir wollen Ehrhart auch rückhaltlos insofern zustimmen, als wir diesen Streit allerdings einen Parteiskandal nennen. Bloß sehen wir das Skandalöse nicht darin, daß das Zentralorgan in seiner Haltung endlich der Meinung und Auffassung der überwiegenden Mehrheit sowohl der Berliner Genossen wie der organisierten Genossen im Lande überhaupt entsprechen soll, sondern vielmehr in dem Umstande, daß