Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 872

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Gegen etwa ein Dutzend Stimmen, von etwa 60 Besuchern, wurde dann die vom Genossen Thiele gestellte Resolution angenommen: „Die Versammlung tritt der Schkeuditzer Resolution, sofern diese das Verhalten der sechs Redakteure allein verurteilt, nicht bei. Die Versammlung erklärt vielmehr, daß der Parteivorstand die Pflicht gehabt hätte, mit den Redakteuren vor der Entlassung zu sprechen.“

Die obigen Erzählungen Thieles in Wehlitz über die Nichtmitwirkung von drei Parteivorstandsmitgliedern an der „Aktion“ in Sachen des „Vorwärts“ beruhen natürlich auf Unwahrheit, haben doch der gesamte Parteivorstand mit der gesamten Preßkommission die Verantwortung für jeden getanen Schritt voll und ganz übernommen.

Genosse Ehrhart antwortet auf unsere Bemerkungen zu seinem Artikel „Zum ‚Vorwärts‘-Streit“ in der „Pfälzischen Post“ wie folgt: „Die vorstehenden Auslassungen des ‚Vorwärts‘ sollen eine Antwort auf meinen in Nr. 266 der ‚Pfälzischen Post‘ gebrachten Artikel sein. Die Genossen haben hier die beste Gelegenheit, die Qualität der parteigenössischen Polemik des ‚Vorwärts‘ zu beurteilen. Wenn sich die Redaktion unseres Zentralorgans wirklich einmal herabläßt, sich mit den armen Geisteswürmern der Provinz zu beschäftigen, ihnen den Marsch zu blasen, so sollte sie sich nicht hinter nebensächliche Dinge verstecken. Auch legt sie augenscheinlich Wert darauf, sich vom störenden Beiwerk der Sachlichkeit freizumachen. Mit dieser Tatsache werden wir für die Folge wohl rechnen müssen.

Der ‚Vorwärts‘ konstatiert es als selbstverständlich, daß ich die Partei der ausgeschiedenen Sechs ergriffen habe. Ich vermag nicht zu enträtseln, auf welche Tatsachen er diese Selbstverständlichkeit gründet. Meine Beziehungen zu den ‚edlen Sechs‘ dürften ihm kaum Anlaß zu seinen willkürlichen Annahmen geben. Es lag mir nichts ferner, als mit meinen Ausführungen Reklame für die ‚Sechs‘ zu machen. Auch jetzt noch, nach den tiefgründigen Darlegungen des ‚Vorwärts‘ vermag mein ‚gutes Herz‘ es nur als eine Ehrenpflicht zu erkennen, wenn die drei Redakteure des ‚Vorwärts‘, die durch die Entlassung von drei ihrer Kollegen kaltgestellt werden sollten, sich mit diesen solidarisch erklärten. Ja, ich setze bei der jetzigen Redaktionsgarnitur des ‚Vorwärts‘ trotz ihrer Liebenswürdigkeit gegen ihre ausgeschiedenen Vorgänger voraus, daß sie im analogen Falle ganz ebenso handeln würden.

Mit einer hochnäsigen Siegeszuversicht verweist mich der ‚Vorwärts‘ auf den nächsten Parteitag, an den ich mich mit meiner Beschwerde wenden könnte; er sieht nicht bloß mit Ruhe dessen Urteil entgegen, sondern er will bei dieser Gelegenheit bei uns in der finsteren ‚südwestdeutschen Ecke‘, wo seither ‚Presse und sonstige leitende Organe‘ als die reinsten Ölfunzeln funktionierten, ein Licht erstrahlen lassen, das unserer ganzen Ecke so Not tut. Es ist unverantwortlich von unseren Berliner Oberbeleuchtungsräten, daß sie uns bisher im Dunkeln ließen. Ja, es grenzt an verbrecherische Unterlassung, daß sie uns in so ernster Zeit noch fast ein ganzes Jahr in der Dunkelheit irren lassen wollen.

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