Der Aufstand hat jetzt auch die Umgegend von Moskau ergriffen, das Militär ist teilweise total erschöpft, viele Offiziere müssen das Kommando niederlegen, da sie von Nervenerschütterungen befallen werden. Bis jetzt ist es noch nicht gelungen, die Revolution niederzuschlagen. Die Zahl der bewaffneten Revolutionäre ist immer noch sehr bedeutend, vier Maschinengewehre englischer Konstruktion gehören ihnen und sind unaufhörlich tätig. Gestern wurden 30 Häuser demoliert. Die Stadt brennt an verschiedenen Stellen infolge des furchtbaren Artilleriefeuers. Ein großer Teil der Einwohner ist in den Flammen umgekommen; wem die Rettung gelang, der wurde unter einen Kugelregen genommen, wobei zahlreiche Opfer fielen. Die Kanonade dauerte den ganzen gestrigen Tag an. Raub und Plünderung sind an der Tagesordnung.

Petersburg, 27. Dezember. („Laffan“^[1]-Meldung.) Infolge der Entwaffnung des Proletariats in Petersburg konnte heute ein Regiment von hier nach Moskau und eine Brigade Artillerie nach Riga entsandt werden. Truppen umzingelten heute Morgen die von 3000 Arbeitern der Putilow-Werke bewohnten Häuser und nahmen den Leuten über 1000 Revolver und gegen 100 Gewehre ab.

Der Gouverneur von Moskau teilte dem Ministerium des Innern mit, die Kosaken müßten abgelöst werden. Sie erhielten starke Wodka-Rationen, damit sie den Anstrengungen des ununterbrochenen Tag- und Nachtdienstes gewachsen seien, doch seien sie infolge dessen jetzt völlig von Sinnen und töteten unterschiedslos alles, was sie erreichen.

Generalausstand

Petersburg, 28. Dezember. In Wilna, Radom, Brest und zahlreichen anderen Provinzstädten ist der Generalausstand ausgebrochen. In Kiew entdeckte die Polizei in einer Wohnung eine Bombenfabrik und beschlagnahmte drei fertige und zahlreiche unfertige Bomben. – Das erste Armeekorps, das aus der Mandschurei zurückkommt, geht sofort in die baltischen Provinzen zur Wiederherstellung der Ordnung. Ein Garderegiment ist von Petersburg nach Moskau zur Unterdrückung der Unruhen abgegangen. Die Einfuhr von Getreide und Hülsenfrüchten ist vollständig eingestellt; zahlreiche Handelsfirmen stellten ihre Zahlungen ein.

Zugentgleisungen

Petersburg, 28. Dezember. (Meldung der „Petersburger Telegraphen-Agentur“.) Auf der Baltischen Bahn ereigneten sich in der Nacht auf den 27. d. M. mehrere Unglücksfälle. Nach Mitternacht stürzte von einer Brücke bei Raussick, 71 Kilometer von Reval, die Lokomotive eines Personenzuges ins Wasser, da die Schienen aufgerissen waren. Einige Wagen wurden zertrümmert. Die Zahl der Opfer ist unbekannt. Wegen des gestörten Drahtverkehrs konnte bisher nicht festgestellt werden, ob das Gerücht, ein nach Reval gehender Militärzug mit Mannschaften der Garde zu Pferde sei ver-