Heute hat aber das unvergeßliche Verdienst dieser Helden und Märtyrer noch eine mehr als historische Bedeutung. In den letzten Jahren hebt der polnische Nationalismus wieder den Kopf und macht einen letzten verzweifelten Versuch, sich an die Arbeiterbewegung zu klammern. Es machen sich wiederum Tendenzen bemerkbar, die polnischen Arbeiter von den übrigen in Deutschland und Österreich zu trennen, sie zu einer allgemeinen polnischen Partei zu vereinigen und ihnen die Wiederherstellung Polens zum nächsten Programm aufzudringen.^[1] Hie und da hat das auch schon traurige Früchte gezeitigt. So haben sich z. B. die polnischen Sozialisten in Deutschland – die innigsten Hoffnungen von Waryn´ski in seinen Genossen bitter täuschend – von ihren deutschen Kampfgefährten abgesondert. So sucht der Sozialpatriotismus auch in Galizien auf die Oberfläche zu kommen.^[2]

Aber die polnische Bewegung hat einen gesunden Boden. Die von Kunicki, Waryn´ski und anderen Helden vor zehn und 15 Jahren ausgestreute Saat ist zu tief gefallen, und die Sozialdemokratie hat jetzt ein zu mächtiges wissenschaftliches Arsenal zur Vernichtung dieser Versuche. Die letzten Anstrengungen des Sozialpatriotismus werden nach einiger Zeit in Asche zerfallen und spurlos verschwinden.

Heute ist eben die zehnjährige Erinnerung an diese Verfechter des unverfälschten internationalen Sozialismus in Polen und an diese Todfeinde jeder nationalistischen Tendenz – ein mächtiger Hieb für den Sozialpatriotismus und ein neuer Triumph der internationalen polnischen Sozialdemokratie. L.

Arbeiterstimme (Zürich),

Nr. 10 vom 1. Februar 1896.