Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 791

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ergreifen den radaumachenden Vertreter des „Schwarzen Hunderts“ und begleiten ihn bis vor die Tür.

Das Auditorium ist voll Spannung. Alle sind erregt. Viele haben schon mehrere Nächte nicht mehr geschlafen, was ein sehr dankbares Feld für Provokationen schafft. Es kann sehr leicht eine Panik entstehen und viele Opfer können fallen. „Genossen!“ sage ich, „hier sind einige von dem ‚Schwarzen Hundert‘ anwesend; die Leute werden versuchen, das Meeting zu sprengen. Habt keine Angst. Hier ist auch unsere bewaffnete ‚Arbeiterwehr‘ vorhanden.“ „Bravo!“ erschallt es im weiten Saal. Alle sind kampfesfroh und dürsten förmlich nach Heldentaten. Das Meeting wird durch Verlesung einiger Daten über den Gang des Streiks in Moskau, über die Lage in Rußland eröffnet. Die Berichte werden mit Leidenschaft vorgetragen. Die Zuhörerschaft unterbricht den Redner mit lauten Jubelschreien. Es folgen unsere Genossen mit heißen, leidenschaftlichen Reden. Und wahrhaft, unsere Redner, unsere Agitatoren haben ein Stück Arbeit geleistet! Heil Euch, opferwillige Freunde! Ihr habt auf Eueren Schultern den großen Kampf getragen. Unsere Redner hatten jeder im Laufe des Tages fünf- bis sechsmal und mehr aufzutreten. Häufig, ohne den ganzen Tag etwas gegessen, ohne nachts geschlafen zu haben, schweißtriefend, müde und heiser eilten sie von der Universität in das Markscheider-Institut, von hier in das Konservatorium, in die technische Hochschule usw., überall aus ganzer Kraft, mit höchster Begeisterung redend, anfeuernd, aufklärend. Man mußte dabei auch die Organisation der „Arbeiterwehr“ schaffen, die Tagesordnungen für alle Meetings ausarbeiten, Konferenzen beiwohnen, in welchen man die Liierung der beiden Fraktionen – der „Mehrheits-“ und der „Minderheitsparteien“ zum Zwecke gemeinsamen Auftretens besprach. Das war eine Titanenleistung. Auf der Straße aber wurden unsere Redner direkt verfolgt und bedroht von den Vertretern der „Schwarzen Bande“. Ganze Abteilungen der Schwarzen warteten abends an den Versammlungslokalen und stürzten sich auf die Redner, sobald sie die Straße betraten. Die Jagd und die Schlägereien hinderten aber die Genossen nicht, weiter zu arbeiten und zu wirken. Als Lohn sahen sie ganze Truppen des Proletariats in Reih und Glied marschieren, ohne Angst vor Nagaika [Knütteln], Kugeln und Maschinengewehren, jedem Wort, jedem Wink der Sozialdemokratie folgen.

Wir waren noch nicht mit Waffen versorgt und mußten das Proletariat vor Zusammenstößen mit dem Militär warnen. Trotzdem wollten die Arbeiter, obwohl unbewaffnet, durchaus in den Kampf mit den Truppen, indem sie ihre Freiheit nicht mit Gewehren, sondern nur mit der nackten Brust verteidigen wollten. „Genossen! Die Stunde des bewaffneten Aufstandes hat noch nicht geschlagen! Laßt Euch von der Provokation nicht verleiten. Gehet der Metzelei nicht entgegen. Wenn die Stunde des Entscheidungskampfes kommt, werden wir selbst Euch rufen. Vorläufig organisiert und bewaffnet Euch, agitiert und seid bereit zum großen Moment.“ So sprachen wir im Namen des Komitees. Hier waren wir alle einig. Die „Mehrheits“- und die „Minderheits“-Fraktionen, die Redner beider riefen zu den Waffen in der nächsten

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