Das Regiment Brest sagte sich von den Meuterern los und marschierte nach dem Lager, wo alle treuen Truppenteile zusammengezogen sind. Die militärische Obrigkeit verhielt sich abwartend. Die Wasserleitung wird militärisch bewacht; die jüdische Bevölkerung flüchtet.
Dem Blatte „Ruß [Otetschestwa]“ [Rußland] wird gemeldet, daß die Meuterer den Festungskommandanten Neplujew und den General Sjedelnikow verhafteten, beide aber wieder freiließen. Die Kommandanten und andere Offiziere der Kriegsschiffe wurden festgenommen. Die Artillerie schloß sich der revolutionären Bewegung an. Aus Simferopol traf ein litauisches Regiment in Odessa ein; auch aus Pawlograd sind Truppen ausgerückt. Admiral Tschuchnin übergab das Kommando an den Korpskommandeur General Möller-Sakomelski. Eine Sappeurkompanie ist zu den Meuterern übergegangen; diese haben sich mit den Arbeitern solidarisch erklärt. Am Abend ließen alle Schiffe durch Abordnungen den Meuterern ihre Sympathie erklären. Die Schienen sind bis Inkerman aufgerissen.
Petersburg, 26. November. Nach Meldungen des Admirals Tschuchnin nimmt die Meuterei unter den Matrosen der Schwarzmeerflotte infolge andauernder sozialistischer Propaganda ernsten Charakter an. Ausschreitungen und Plünderungen gegen Zivilpersonen sind bisher nicht vorgekommen.
Sewastopol, 26. November. Die meuternden Matrosen sandten dem Admiral Pisarewsky einen Sarg mit der gleichzeitigen Aufforderung, die Stadt innerhalb dreier Tage zu verlassen. Die Meuterei nimmt stündlich größeren Umfang an.
Sewastopol, 26. November. Die Lage ist äußerst ernst; man hofft indessen, Plünderungen zu verhüten. Matrosen, Soldaten und Arbeiter veranstalten Straßenumzüge unter Vorantragung roter Fahnen.
Das Echo im Fernen Osten
Wladiwostok, 27. November. (Meldung der „Petersburger Telegraphen-Agentur“.) Unter den aus Japan zurückgekehrten Soldaten macht sich zunehmende Gärung bemerkbar. Sie sind unzufrieden, weil sich bei der großen Menge ihr Rücktransport in die Heimat verzögert; es treffen immer neue Transporte von Kriegsgefangenen aus Japan ein. Gestern weigerte sich ein Soldat aus Port Arthur demonstrativ, einen Offizier zu grüßen und überschüttete ihn mit Schimpfreden. Der Offizier stach hierauf den Soldaten nieder. Um ihren Kameraden zu rächen, versuchten die Soldaten, das Offizierskasino anzuzünden, in dem sich vier Offiziere befanden, die von ihren Revolvern Gebrauch machten. Drei Offiziere wurden getötet, einer verwundet. Die Zahl der verletzten Soldaten ist nicht bekannt. Kosaken stellten die Ruhe wieder her. Von den aufrührerischen Soldaten wurden 47 Mann verhaftet, unter ihnen sieben Rädelsführer.