Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 702

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In den Gouvernements Saratow, Jekaterinoslaw, Tambow und in anderen Bezirken erheben sich die Bauern zu Tausenden, plündern die Güter und ermorden die Gutsherren. Der Zar hat besondere Bevollmächtigte entsandt, um die Bauern zu „beruhigen“.

Unter dem Bahnkörper der Warschau-Wiener Bahn sind Minengräben entdeckt worden.

Dem Marineminister Admiral Birilew ist geraten worden, so wenig Teilnehmer an den Meutereien in Kronstadt wie möglich hinrichten zu lassen. Die Matrosen erklären, sie würden für jeden hingerichteten Meuterer einen Offizier töten und dabei mit Admiral Birilew anfangen. Die Offiziere drohen mit Desertion, falls Massen-Todesurteile gegen die Meuterer gefällt werden sollten.

Zaristische Vertrauenskundgebung für die Schergen von Odessa

London, 15. November. („Bureau Laffan“.) General Kaulbars, der Militärgouverneur von Odessa, ermächtigte den dortigen „Standard“-Korrespondenten durch seinen Adjutanten, Oberst von Rever, mitzuteilen, daß die Meldungen von dem bevorstehenden Rücktritt des Generals nicht nur grundlos sind, sondern daß sogar der Zar an General Kaulbars ein in besonders gnädigen Ausdrücken gehaltenes Telegramm gerichtet hat, worin die Tätigkeit des Generals während der jüngsten Unruhen in Odessa anerkennend gewürdigt wird.

Der „Standard“-Korrespondent bemerkt dazu, angesichts des verdammenden Urteils, das allgemein über General Kaulbars gefällt werde, verzichte er darauf, zu diesem Telegramm des Zaren eine Bemerkung zu machen.

Der Aufruhr in Wladiwostok

London, 16. November. („Bureau Laffan“) Bei den Unruhen in Wladiwostok wurden laut Meldungen über Shanghai gegen 800 Personen getötet oder verwundet. Das ganze Geschäftsviertel ist niedergebrannt. Eine Abschätzung des Schadens ist vorläufig unmöglich.

Vorwärts (Berlin),

Nr. 270 vom 17. November 1905.

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