stimme“), „Rabotschaja Gaseta“ („Arbeiterzeitung“), „Russkaja Gaseta“ („Russische Zeitung“) u. a. Daß zwei ausgesprochen sozialdemokratische Parteiblätter in Petersburg gegründet worden sind, ist schon früher mitgeteilt worden.[1] Für die politische und geistige Machtstellung der Sozialdemokratie in der jetzigen Revolution ist die Aufnahme bezeichnend, die die sozialdemokratischen Blätter im Publikum finden. Als das mit recht bescheidenen finanziellen Mitteln gegründete „Neue Leben“ erschienen war, wurde die gesamte Auflage von 100000 Exemplaren binnen wenigen Stunden in Petersburg allein vergriffen, und für die Provinz mußte nachts eine neue Auflage gedruckt werden. In der Geschäftsstelle der neuen Zeitung drängte sich das Publikum dermaßen, indem es sich zum Abonnement meldete, daß vor dem Laden den ganzen Tag über, wie vor einer Theaterkasse, eine dichte Menschenschlange[2] stand. Der ersten Nummer, die unter anderem eine künstlerisch sehr feine satirische Skizze von Tschirikow: „Der Adler und das Huhn“ (gemeint ist das Proletariat und die Liberalen) enthält, war das offizielle Parteiprogramm der russischen Sozialdemokratie beigegeben. Die Nummer wurde auch richtig „konfisziert“, was natürlich ihre Verbreitung nicht verhindert hat. Der zweiten demnächst erscheinenden Parteizeitung wird sicher dieselbe Aufnahme bereitet; die Nachfrage nach dem lebendigen und gedruckten Wort der führenden revolutionären Partei des Proletariats ist jetzt in Rußland so enorm, daß mehrere Parteiblätter nebeneinander wohl bestehen können, zumal an eine Polemik zwischen ihnen unter den gegebenen Umständen nicht zu denken ist. Für die Presseverhältnisse ist auch die Tatsache bezeichnend, daß ein ehemals fortschrittliches, in der letzten Zeit zum ultrareaktionären Hetzblatt gewordenes Organ „Slowo“ („Das Wort“) eingehen mußte. Der Grund des sehr unfreiwilligen Abschiedes war, daß die Setzer Petersburgs sich geweigert haben, das schmutzige Blatt herzustellen. Ein Glück für die „Post“ und die anderen Blätter ihres Kalibers, daß sie nicht in Petersburg erscheinen.
Neue Kämpfe in Petersburg
Petersburg, 15. November. Die Behörden treffen Vorbereitungen für schwere Straßenkämpfe. Ganze Batterien Maschinengewehre werden in Position gebracht. Die Bürgerschaft flüchtet. Alle nach auswärts gehenden Schiffe füllen sich im Augenblick mit Flüchtlingen, meistens Frauen und Kindern. Sie gehen mit größter Fahrgeschwindigkeit nach deutschen Häfen. Die Arbeiter haben zu Donnerstag Nachmittag eine bewaffnete Kundgebung von einer halben Million Mann angedroht. 99000 Mann haben am Mittwoch die Arbeit eingestellt. Starke Truppenabteilungen verhindern Versammlungen, doch wurden trotzdem zahlreiche Zusammenkünfte abgehalten, in denen einstimmig Beschlüsse zugunsten eines Kampfes mit den Waffen gefaßt wurden.