Menschen verwundet wurden, hat die Ehre des Waffenrocks verletzt. Wir ersuchen Leutnant Frolow, sich im Laufe eines Monats freiwillig vor das Zivilgericht zu stellen. Sollte Frolow bis zu diesem Termin unseren Wunsch nicht erfüllen, so wird nicht nur er, sondern auch das ganze Offizierskorps des berittenen Garderegiments, das solche Offiziere duldet, von allen Offizieren der Hauptstadt boykottiert werden. Alle Offiziere dieses Regiments werden aus den verschiedenen Vereinen als Mitglieder gestrichen und keinem dieser Offiziere wird der militärische Gruß erwidert.“
Geschlossene Schulen, meuternde Regimenter, Bauernunruhen
Über die allgemeine Lage des Zarenreiches ist die offiziöse Petersburger Agentur, die sich alle Mühe gibt, jeden Tag „Beruhigungsnachrichten“ auszustreuen, gezwungen, heute das folgende Bukett von Nachrichten zu präsentieren: Petersburg, 14. November. (Meldung der „Petersburger Telegraphen-Agentur“.) Aus dem Innern des Reiches sind hier folgende Meldungen eingegangen: In Charkow hat der Universitätsrat beschlossen, die Vorlesungen nicht wieder aufzunehmen, bis der Kriegszustand aufgehoben ist. In Nishni-Nowgorod herrscht vollkommene Ruhe. In Kutais hat der Generalgouverneur einer Abordnung der Duma mitgeteilt, der kaiserliche Statthalter habe befohlen, die nach Gurien entsandten Truppen nicht weiter zu befördern. In Wladikawkas haben die Unruhen bei dem Regiment Apscheronsky aufgehört, die Garnison ist um ein Regiment Kosaken verstärkt worden. In Tschita, Krasnojarsk und Morchansk, wo man antisemitische Unruhen erwartete (!), herrscht Ruhe. Im Gouvernement Tschernigow haben Bauernunruhen stattgefunden. Die Einwohner mehrerer Dörfer plünderten eine Farm und steckten sie in Brand. Dann griffen sie zwei andere Dörfer an, wurden aber zurückgetrieben. Nach den betreffenden Ortschaften ist Militär entsandt worden. Auch aus dem Gouvernement Samara werden ähnliche Vorkommnisse gemeldet. – In Jerewan kam es zu ernsten Ruhestörungen. Ungefähr 700 Armenier griffen ein tatarisches Dorf an, töteten 400 Einwohner, steckten die Häuser in Band und trieben das Vieh fort. Auch dorthin ist Militär entsandt worden.
Das zweite sozialdemokratische Blatt in Petersburg
Außer der Zeitung „Nowaja Shisn“ [Neues Leben], die vor wenigen Tagen von unseren Petersburger Genossen gegründet worden ist, soll ein zweites Parteiblatt, „Natschalo“ (Der Anfang), demnächst erscheinen. Die Anzeige in den bürgerlichen Petersburger Blättern besagt, daß das neue russische Bruderorgan zu seinen Mitarbeitern außer bekannten russischen Parteischriftstellern wie Plechanow, Sassulitsch, Martow, Parvus auch die deutschen Sozialdemokraten: August Bebel, K. Kautsky, Rosa Luxemburg, Franz Mehring und den Genossen Victor Adler in Wien zählt.
Warschau. Die Zeitschrift „Glos“ (Stimme), die mit dem Untertitel: Organ der Sozialdemokratie Polens und Litauens erschienen ist, wurde verboten.