Finnlands. In Helsingfors, Äbo, Mariehamm, Nystad ist das Manifest[1] mit großer Freude aufgenommen worden; der Ausstand ist beendigt und der Verkehr wieder hergestellt. In Helsingfors hat der Senat mit Zustimmung des Generalgouverneurs 160000 M zur Bezahlung der Nationalgarden und der Arbeiter bewilligt, welche während des Ausstandes Polizeidienst in der Stadt geleistet haben.
Ein Symptom der „Beruhigung“
Riga, 10. November. Der Kurator verfügte die Schließung sämtlicher Volks- und Mittelschulen mit Ausnahme des Polytechnikums.
Petersburg, 10. November. Der Verband der Verbände veröffentlichte einen Aufruf an die Mitbürger, den Ausschreitungen gegen die Juden und die Intelligenz energisch entgegenzutreten. An der Meuterei in Kronstadt waren alle Flottenequipagen und Lehrkommandos beteiligt. Das Gewehrfeuer dauerte über zwölf Stunden. Die Zahl der Meuterer betrug mehrere tausend Mann, von denen ein großer Teil betrunken war. In der Nacht vom 7. zum 8. brach an mehreren Stellen der Stadt Feuer aus, die Löschungsarbeiten wurden durch die Matrosen verhindert. Gestern Mittag trat Beruhigung ein. Die Meuterer teilten sich in Parteien, von denen die Friedenspartei die Oberhand gewann. Die Matrosen verbreiteten hierauf Aufrufe mit der Aufforderung, Ruhe zu halten. Gestern Abend durchzogen Tausende von Matrosen mit einer weißen Flagge die Straßen, in denen an einigen Stellen Maschinengewehre aufgestellt sind.
Vorwärts (Berlin),
Nr. 265 vom 11. November 1905.
[1] Die zaristische Regierung sah sich angesichts des politischen Generalstreiks gezwungen, konstitutionelle Zugeständnisse zu machen. Im Manifest des Zaren vom (17.) 30. Oktober 1905 wurden bürgerliche Freiheiten gewährt, der Kreis der Wahlberechtigten für die Duma erweitert und der Duma die legislative Gewalt gegeben.