Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 632

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und Nachrichten zu fragen, Proklamationen zu empfangen. Die Arbeiterschaft veranstaltet unaufhörlich Riesenmeetings.

Der Aufruhr unter Matrosen und Soldaten

Der offiziöse Telegraph meldet: Tiflis, 4. November. Die Teilnehmer an einer patriotischen (das heißt vom Polizeigesindel organisierten) Kundgebung, welche die Straßen von Baku mit dem Bilde des Kaisers durchzogen, wurden von 20 mit Karabinern bewaffneten Matrosen der kaspischen Flotte überfallen. Die Matrosen wurden von den Truppen, welche die Demonstranten begleiteten, entwaffnet und verhaftet.

Von Armeniern bewohnte Häuser, aus welchen auf russische und tatarische Manifestanten geschossen worden war, wurden mit Kanonen beschossen.

Kronstadt, 5. November. Eine Menge Matrosen, Soldaten und Arbeiter plünderte heute Abend mehrere Häuser (wahrscheinlich öffentliche Häuser. Die Red.) Militär, das entsandt wurde, um die Ruhestörungen zu unterdrücken, gab mehrere Schüsse ab und sperrte eine Anzahl Straßen ab.

Der „Berliner Zeitung“ wird aus Paris telegraphiert: Wie der „Matin“ meldet, ist in Libau ein ganzes Regiment Infanterie zu den Revolutionären übergegangen. Eine Abteilung Kosaken, welche gegen die Menge einschreiten wollte, wurde von den Meuterern in die Flucht geschlagen.

Teilweise Wiedereröffnung des Eisenbahnverkehrs

Berlin, 5. November. Die Eisenbahndirektion Bromberg teilt mit: Güter für Prosken zur Beförderung nach Rußland, aber nur nach den Stationen für die Südwestbahnen, ausgenommen Odessa und Kiew, können wieder angenommen werden.

Warschau, 6. November. Gestern ist der erste Zug aus Petersburg eingetroffen, weitere sollen heute folgen, gerüchtweise verlautet, daß den Polen bedeutende Konzessionen zugestanden sein sollen. (Die Regierung will offenbar die „gutgesinnten Elemente“ gewinnen, um sie gegen die Arbeiterschaft in Polen gebrauchen zu können.)

Vorwärts (Berlin),

Nr. 261 vom 7. November 1905.

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