Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 620

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In Finnland

Helsingfors, 3. November. Die Stadtverwaltung bildete einen Wohlfahrtsausschuß und erklärte dem Streikkomitee, daß sie sich imstande sehe, die Aufrechterhaltung der Ordnung zu übernehmen, zu welchem Zwecke 10000 Mark bewilligt wurden. Weiter wählte die Stadtverwaltung, die zweimal täglich zusammentritt, einen Ausschuß von drei Mitgliedern, an den sich das Streikkomitee in wichtigen Fragen wenden soll.

Helsingfors, 2. November. In einer gestern abgehaltenen Versammlung wurde der Beschluß gefaßt, den Ausstand bis zur Erfüllung aller politischen Forderungen fortzusetzen. Der Generalgouverneur teilte mit, daß er die Liste der Forderungen heute nach Petersburg senden werde und versprach, die Militärpatrouillen einzuziehen, da die Ordnung besser gewahrt ist als je und die Bürgermiliz starke Patrouillen aussendet. Der Polizeiminister reichte sein Abschiedsgesuch ein. Die Gendarmen in Hangö verließen diesen Ort, nachdem sie entwaffnet worden waren. Die Gendarmen in Tavastehus flüchteten in ihre Kaserne. Dasselbe war in Äbo der Fall. Der Gouverneur in Äbo sandte das Militär zurück und versprach, es nicht mehr verwenden zu wollen.

Kriegszustand

Eine Privatdepesche der „Berl[iner] Ztg.“ meldet: Über Rostow am Don wurde gestern der Kriegszustand verhängt. Die Maßregel erwies sich als günstig, denn seither herrscht halbwegs Ruhe. Der Bahnverkehr konnte noch nicht aufgenommen werden.

Der Eisenbahnverkehr stockt

Kattowitz, 3. November. (W.T.B.)[1] Amtliche Meldung. Jeder Eisenbahnverkehr nach Rußland stockt.

Der „Vossischen Zeitung“ wird mitgeteilt: Petersburg, 3. November. Das Arbeiterkomitee gibt täglich erscheinende „Mitteilungen des Arbeiterdeputiertenrates“ heraus, die im Umfange von vier Seiten im Format der „Voss. Ztg.“ erscheinen. Die heutige Nr. 3 bringt folgenden Aufruf: „Da wir es für notwendig erachten, daß sich die Arbeiter auf Grundlage der erzielten Erfolge so gut als möglich organisieren und sich zum Schlußkampf um die Einberufung einer Konstituierenden Versammlung bewaffnen, um eine demokratische Republik zu begründen, fordern wir die Einstellung des Ausstandes; er soll aufgenommen werden, sobald die Zeit dazu gekommen. Weiter werden die Setzer aufgefordert, nur in den Blättern zu arbeiten, deren Redakteure sich verpflichten, die Zeitung ohne Rücksicht auf Befehle der Zensur erscheinen zu lassen.

Vorwärts (Berlin),

Nr. 259 vom 4. November 1905.

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[1] Wolffs Telegraphisches Büro.