Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 619

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wo die von den Truppen erschossenen Teilnehmer an den Kundgebungen gefallen sind. 38 Särge waren dort aufgestellt. Die Menge sang Trauergesänge. Die Straßenlaternen und die Häuser waren schwarz verhängt und trugen unzählige Trauerkränze. An den Fenstern brannten Kerzen. Der Trauerzug erstreckte sich auf mehrere Kilometer. Die Stadtbehörden beteiligten sich daran. Die Läden und die öffentlichen Anstalten waren geschlossen.

Minsk, 1. November. (Meldung der „Petersburger Telegraphen-Agentur“.) Fast stündlich finden hier Beerdigungen von Leuten statt, die den letzten Unruhen zum Opfer gefallen sind. Die Leichen werden auf Droschken fortgeschafft. Auf dem israelitischen Friedhofe lagen 54 Leichname. Die Arbeiter haben für die Getöteten eine dreitägige Trauer angesetzt. In den öffentlichen Anstalten ist die Arbeit eingestellt.

In Polen

Warschau, 3. November. (Privatdepesche des „Vorwärts“.) Die Zeitungen erscheinen ohne Zensur. Die Sozialdemokratie veranstaltet in allen Stadtteilen große Volksmeetings, wo sie zum Ausharren im Kampfe und im Generalstreik auffordert. Die Reden werden von der Bevölkerung mit ungeheurem Jubel aufgenommen. Die „Nationaldemokratischen“ und die Pfaffen hetzen gegen die Sozialdemokratie aus aller Kraft und ermahnen zur Ruhe und zum Aufgeben des Generalstreiks.

Czenstochau, 3. November. (Privattelegramm des „Vorwärts“.) Der Generalstreik dauert fort. Die Sozialdemokratie läßt in einer legalen Druckerei ihre Flugblätter erscheinen. Gestern waren in der ganzen Stadt rote Plakate angeschlagen: „Die Sozialdemokratie Polens und Litauens ladet das arbeitende Volk zu einer großen Volksversammlung im städtischen Kaufmanns-Kasino ein.“ Die Polizei ließ die Plakate hängen. Die Versammlung fand statt, es nahmen über 2000 Personen teil. Die Redner fanden stürmischen Beifall. Auch in den Straßen fanden kolossale Volksversammlungen statt.

Sosnowice, 3. November. (Privattelegramm des „Vorwärts“.) Die von den Sozialdemokraten okkupierte legale Druckerei arbeitet weiter für die Partei. Flugblätter werden ganz offen gedruckt und verbreitet. Der Generalstreik wird fortgesetzt. Massenmeetings finden offen statt, so im Zechenhause der Grube „Graf Renard“. Die Sozialdemokratie hat die Losung ausgegeben: Sofortige Bildung der Volksmiliz! Die Arbeiterschaft bewaffnet sich, so wie es irgend geht.

Im Kaukasus

Petersburg, 3. November. Nach Meldungen aus Baku dauert im Kaukasus der Streik noch fort. Der Bahnkörper zwischen Tiflis und Peti ist von den Ausständigen zerstört und der Verkehr eingestellt worden.

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