und ihr einziger zuverlässiger Träger ist. Und dieses Proletariat war es auch, das in der ganzen Zwischenzeit durch einen unermüdlichen Guerillakrieg das Feuer der Revolution von Anfang bis auf heute aufrechterhalten, mit eigenem Blute genährt, mit unzählbaren Opfern immer wieder angefacht hat.
Noch ist die Revolution im Zarenreich sehr weit von der Erschöpfung ihrer Kräfte entfernt. Noch hat sie mächtige Reserven im Hinterhalt. Der Absolutismus verliert bereits einen Trumpf nach dem anderen aus der Hand, während die Bauernmasse noch nicht einmal richtig auf die Bühne getreten, während die Revolte in der Armee noch gar nicht zum Durchbruch gekommen ist! Das schwierigste und wichtigste einleitende Werk der Revolution ist getan, die ersten entscheidenden Breschen in das Bollwerk des Zarismus sind geschlagen – mit alleiniger Kraft des industriellen Proletariats, durch die alleinige Aktion der städtischen Arbeiterschaft!
Und wie rasch wächst und reckt sich der junge Riese! Man erinnere sich des halbphantastischen mystischen Bildes der zum Zarenschloß mit Heiligenbildern, mit Weib und Kind wehrlos und friedlich pilgernden Proletariats an der Newa vor neun Monaten – und man vergleiche damit die rasche, gründliche, zielklare, von unbeugsamer Entschlossenheit getragene Aktion der Arbeiterschaft in der letzten Woche zur Vernichtung der zaristischen „Duma“-Komödie! Mag man die bisherige Aktion der Sozialdemokratie im Zarenreich noch so inkohärent und unzulänglich finden – ihre Arbeit, ihre Agitation war unbestreitbar in der Zwischenzeit die Triebkraft dieses wunderbaren politischen Wachstums des Proletariats, und ihre Losung war das Signal in dieser jüngsten Entscheidungsschlacht. Verschwunden sind Heiligenbilder und Propheten, zerrissen alle Nebel der Illusion. Klar und zielsicher und wachsamen Blickes steht der Arbeitsmann in Rußland am Werke seiner Befreiung, seines Klassenkampfes. Und da sich die klassenbewußte Arbeiterschaft durch ihre bisherige heldenhafte Aktion die Führung der gesamten Volksmasse auch in den künftigen Kämpfen der jetzigen Revolution gesichert hat, so haben wir allen Grund zu jubeln und voller Zuversicht zu rufen: Ca ira! Es wird gehen!
Vorwärts (Berlin),
Nr. 256 vom 1. November 1905.