Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 490

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Breslau[1] zu sprechen u. erklärte: Wenn diese Worte nicht der deutsche Kaiser getan hätte, so würde sie etwas anderes sagen. Endlich kritisierte sie noch die Urteile in dem Falle Hüssener[2], Grenadier Walz in Mannheim u. in dem Löbtauer Falle.[3] Daraus sei doch ersichtlich, daß mit zweierlei Maß gemessen wird. Nachdem sie noch der Zuchthausvorlage mit echten sozialistischen Worten gedacht hatte, schloß sie ½6 Uhr ihre Ausführungen An der darauf folgenden Diskussion beteiligten sich cand. Reimann u. ein gewisser Künzel. Sie bot nichts Interessantes. Nach einem Schlußwort der Dr. Luxemburg wurde durch den 1. Vorsitz. Höllerich die Versammlung ½7 Uhr abends geschlossen.[4]

Landratsamt Vogtlandkreis,

Sachgebiet Archiv,

Oelsnitz/V.

[Akten des Stadtrats zu Adorf i. V.]

Nr. 1313, Bl. 125b, 126b, 127 u. 127b.

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[1] Siehe S. 482, Fußnote 5.

[2] Hüssener, Fähnrich zur See, hatte in der Nacht vom 13. zum 14. April 1903 in Essen den Artilleristen Hartmann getötet. Dieser Vorfall wurde am 24. April 1903 im Reichstag debattiert, nachdem das Zentrum interpelliert und Veränderungen der Vorschriften für das Waffentragen beurlaubter Kadetten und Mannschaften erwogen hatte. Wie weitere Redner der sozialdemokratischen Fraktion hatte August Bebel dagegen erklärt, „daß der Fall Hüssener nicht einen vereinzelten Fall, eine vorübergehende Erscheinung bedeutet, sondern lediglich einen Auswuchs des Systems, das die Sozialdemokratie bekämpft, während die bürgerlichen Parteien seine Wurzeln weiterwuchern lassen wollen und höchstens etwas an der Oberfläche herumkratzen. Solange die bürgerlichen Parteien ein System, nach dem das Volk in Waffen dem Volk ohne Waffen gegenüberstellen soll, unterstützen, sind sie selbst Mitschuldige von Fällen wie dem Fall Hüssener.“ Parteitagsprotokoll Dresden 1903, Parlamentarischer Bericht, S. 110. – Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Reichstags. X. Legislaturperiode. II. Session 1900/1903, Zehnter Band, Berlin 1903, S. 8999 ff.

[3] Am 3. Februar 1899 waren vom Dresdener Schwurgerichtshof neun Bauarbeiter aus Löbtau bei Dresden zu insgesamt 61 Jahren Zuchthaus und Gefängnis verurteilt worden, weil sie dagegen protestiert hatten, daß auf einem Bau über die festgesetzte Arbeitszeit hinaus gearbeitet wurde. Hierbei war es zu Tätlichkeiten gekommen, nachdem der Bauleiter mit einem „blindgeladenen“ Revolver geschossen hatte.

[4] Die „Auerbacher Zeitung“, Nr. 138 vom 18. Juni 1903, berichtete über eine weitere Versammlung am 14. Juni 1903 in Oelsnitz/V.: „Oelsnitz. Mit welch unerhörter Unverfrorenheit die Arbeiter unseres Wahlkreises gegen die Monarchie aufgehetzt werden von sozialdemokratischer Seite, bewies die am Sonntag hier stattgefundene sozialdemokratische Versammlung. Frau Dr. Rosa Luxemburg, die jüdische Dame aus Galizien, sprach in einer derartigen, nicht wiederzugebenden Weise über Fürstenrecht und Fürstenart, daß sich der Aufsichtsbeamte gezwungen sah, ihr das Wort zu entziehen und, als darob Tumult entstand, die Versammlung aufzulösen.“