Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 380

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gesagt hatte, daß die Regierung auf die Armee nicht zählen könne. Ministerpräsident de Smet de Naeyer erklärt sodann, wenn die Linke sich darüber einig sei, daß man heute Abend bis 7 Uhr tage und morgen um 6 Uhr abends die Debatte schließe, so sei die Regierung zur Beruhigung der Gemüter bereit, ihren Antrag, schon heute zu schließen, zurückzuziehen. Vandervelde (Soz.) ist damit einverstanden. Die Kammer beschließt sodann, heute nur bis 5½ Uhr zu tagen und morgen um 6 Uhr abends die Beratung zu schließen. Für diesen Vorschlag stimmen die Rechte, die liberale Linke und die Sozialisten Vandervelde, Anseele, Bertrand und Antoine Delporte. Dann wird die Sitzung aufgehoben.

So wird denn heute die Entscheidung erfolgen. Entweder beschließt die Kammer, die Revision der Verfassung zu eröffnen. Dann haben wir bereits den halben Sieg errungen. Oder sie verweigert die Revision, dann – antwortet das belgische Volk durch einen Appell an das oberste Argument – an das heilige Recht der Revolution. Und dann ist der Sieg wieder unser. Die Regierung hat die Wahl zu treffen. Heute Abend fallen die Würfel!

Leipziger Volkszeitung,

Nr. 88 vom 18. April 1902.

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