Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 317

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erzielen durch die Schutzzölle Dividenden bis zu 100 Prozent. Aber in technischer Hinsicht liegt die Sache sehr darnieder. Die Schutzzölle erlauben den Unternehmern eine Raubwirtschaft, so daß eine Reaktion eintreten muß.

Es steht nach allem fest, daß die Arbeiterschaft ganz allein die Vertreterin der Freihändler gegen die Schutzzölle ist. Die Agrarier gehen darauf aus, die Handelsverträge zu zerschmettern, hohe Getreidezölle und neuerdings auch Kartoffelzölle einzuführen. Es dürften deshalb bei uns keine Schwankungen eintreten, wenn auch auf dem letzten Parteitage erklärt worden ist, daß wir uns nicht die Hände binden wollen, oder wenn gesagt wird, ich bin weder Freihändler, noch Schutzzöllner.[1] Wenn dann noch gesagt wird, daß die Arbeiter solche Fragen nicht verstehen, dann muß man doch sehr mißtrauisch werden, das sollen wohl alles nur Fragen sein, welche von ein paar gottbegnadeten Stubengelehrten nach einigen hundert Jahren gelöst werden könnten.

Wenn einer sagt, ich bin weder Freihändler noch Schutzzöllner, dann braucht er darauf nicht stolz zu sein, es beweise nur eine beschämende Unwissenheit. Die Politik des Augenblickes überlassen wir ruhig den Nationalliberalen und dem Zentrum. Für uns gilt es heute, keine Schwankungen, kein ängstliches Verschleiern unseres revolutionären Charakters und schließe ich mit den Worten des Franz von Sickingen: „Es hat schon manchem den Hals gekostet usw.“ Bravo.

Staatsarchiv Hamburg,

Politische Polizei 331-3, V 334a, Bd. 15.

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[1] Adolf von Elm hatte in der Debatte zur Zoll- und Handelspolitik auf dem Stuttgarter Parteitag 1898 erklärt: „Ich bin weder Schutzzöllner noch Freihändler, wünsche deshalb nicht, daß der Parteitag sich auf eine Resolution festlegt, durch die er sich bindet.“ Parteitagsprotokoll Stuttgart 1898, S. 194. – Max Schippel meinte, „daß die Frage Schutzzoll oder Freihandel niemals Klassenfrage der Arbeiter werden kann. Je nach dem Standpunkt [der ökonomischen Entwicklung] sind die Arbeiter in den einzelnen Ländern schutzzöllnerisch oder freihändlerisch und sie tun gut daran.“ Parteitagsprotokoll Stuttgart 1898, S. 183 f.