Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 314

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scheinen unsere Flottenschwärmer nicht zu wissen. Warum lernt man nicht von anderen Ländern. Sehen wir uns Frankreich an. Dort ist die Industrie seitdem zurück gegangen, als man anfing, große Kriegsflotte u. Kolonien zu gründen. Man sagt, man brauche zum Absatze der Waren die Kolonien, gewiß, wir brauchen solche Absatzgebiete, aber wir brauchen solche Gebiete nicht als Eigentum. Mögen die deutschen Kaufleute in allen Weltteilen Handel und Wandel treiben, es geht dieses auch ohne Kriegsflotte. Aber immer neue Forderungen für Vermehrung der Flotte werden gestellt. Woher sollen die Mittel aber kommen, danach fragt man nicht. Ein Hauptinteresse an der Vermehrung der Flotte haben nur sehr wenige Leute. Da sind die Schiffsreeder, die Lieferanten von Panzerplatten, Krupp, Stumm usw. Sie sind wenig an der Zahl, aber groß an Macht. Wie in diesen Kolonien gehängt worden ist, haben Sie wohl alle in den Zeitungen gelesen. Nicht allein von Kolonialhelden aus Deutschland, sondern auch aus anderen Ländern haben solche Gerichtsverhandlungen erlebt. [sic!] Der kürzlich in Frankreich beendete Prozeß hat ebenfalls traurige Zustände zu Tage gefördert.

Alle Parteien nun, Zentrum, Konservative usw. schwimmen im Fahrwasser der Kolonial- und Flottenschwärmer. Nur die Sozialdemokratische Partei, sie macht solches nicht mit und wird gewiß auch solches nicht mitmachen. Bravo!

Staatsarchiv Hamburg,

Politische Polizei 331-3, V 334a, Bd. 15.

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