Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 131

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Die Aufgabe war schwer; denn auf Guadeloupe gibt es nur wenig größere Orte, und die Bevölkerung treibt mehr Landwirtschaft als Industrie. Trotzdem fanden unsere Lehren verständnisvolle Aufnahme, zumal viele Kleinbauern – seit 1885/86 ist der Grundbesitz sehr zersplittert – sich der Partei anschlossen. Der Kollektivismus erschreckt sie nicht. Sie haben die sozialistischen Gemeinderäte an der Arbeit gesehen und wissen, daß der Sozialismus nur ein Ziel verfolgt; das Glück des arbeitenden Volkes zu begründen. …

In Frankreich ist seitens der Gegner behauptet worden, ich sei lediglich als Neger von Negern erwählt worden, weil ich zu meinen Stammesgenossen im heimatlichen Dialekt sprach und ihnen die Hand kratzte. Es hieß, ich sei ein sozialistisch angehauchter Eigenbrötler. Alles das ist erzfalsch.

Ich wurde von Weißen, Mestizen und Negern als Sozialist gewählt, und ich bin französischer Abgeordneter, nicht der Vertreter separatistischer Meinungen auf Guadeloupe. Mein erster Mitarbeiter am „Peuple“ war Jules Guesde. Die von ihm vertretene Auffassung des Sozialismus habe ich mit solchem Erfolge verbreitet, daß heute Guesdes Portrait in der Hälfte der Wohnungen meiner Heimatinsel auf dem Ehrenplatz hängt. Übrigens wird meine Haltung in der Kammer jeden Zweifel über meine Überzeugung und meine Stellungnahme zerstreuen.“

Sächsische Arbeiter-Zeitung (Dresden),

Nr. 177 vom 3. August 1898.

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