Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 110

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aufhaltsame Despezialisierung (um ein Wort ad hoc zu konstruieren) der Arbeiter u. somit die fortschreitende Überflüssigmachung der skilled labour [Facharbeiter], so endlich die wachsende Unzufriedenheit unter den Volksmassen u. damit die wachsende Arbeiterbewegung. Dies alles Tatsachen, mit denen so oder anders jede Lohntheorie sich abfinden muß und die alle auf eine zunehmende Proletarisierung des Mittelstandes u. damit ein Wachstum der Reservearmee schließen zu lassen scheinen. Ohn

Ohne hier weiter auf diese Fragen eingehen zu können, wollen wir nur noch die eigene Lohntheorie von Prof. Wolf im wesentlichen wiedergeben.

In Wirklichkeit – sagt Prof. Wolf – hängt die jeweilige Höhe des Arbeitslohns 1) von dem Angebot der Arbeitshände 2) von ihrer Lohnpolitik – ein Moment, das, soviel wir wissen, von keinem anderen deutschen bürgerlichen Nationalökonomen mit diesem Nachdruck hervorgehoben wurde u. von den englischen nur bei Thornton in seinem „The Labour“ 1869; 3) von der Ergiebigkeit des Gewerbes u. der Einwirkung der Preise auf den Konsum, endlich 4) von dem Anteil der Löhne an den Produktionskosten ab.[1]

Handschriftliches Manuskript,

Universitätsarchiv Zürich.

Kopie in: SAPMO-BArch, NY 4002/6.

Erstveröffentlichung durch Verena Stadler-Labhart: Rosa Luxemburg an der Universität Zürich 1889 bis 1897, Zürich 1978.

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[1] Prof. Julius Wolf begutachtete die Arbeit wie folgt: „Ich stimme mit dem, was Frl. Luxemburg in ihrer Clausurarbeit kritisch zur Marxschen Lohntheorie und über die ‚Wahrscheinlichkeit‘ ihrer Richtigkeit sagt, nicht überein. Das kann mich nicht hindern, die Arbeit als sehr befriedigend zu finden. Sie verrät volle Kenntnis des Gegenstandes, Belesenheit, Genauigkeit und Schärfe des Denkens. In ihrem ersten Teile ist sie noch besser als im zweiten, was aber vielleicht auf Rechnung der Ermüdung kommt. Ich beantrage Abnahme.“

Prof. Emil Zürcher bemerkte: „Einverstanden. Die Nationalökonomie muß eine sehr gedächtnisstärkende Wissenschaft sein, daß sie alle Jahreszahlen des Erscheinens literarischer Hauptwerke zu behalten ermöglicht. Beinahe ein Dutzend solcher Zahlen in einem extemporierten Aufsatz!“ Promotionsakten, Staatsarchiv Zürich, U 105 h 4.