Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 104

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talnachfrage (Wenn wir nicht irren, gebraucht ebe Smith eben das Wort „genau“ – precisly!).

Dieselben Sätze stellt auf in einem anderen Zusammenhang – nämlich in seiner Grundrententheorie – der letzte Klassiker der bürgerlichen Nationalökonomie, David Ricardo. Im Kapitel seiner „Principles of Political Ec.“, 1817, wo er ex officio den Arbeitslohn behandelt, lesen wir nur, daß der Arbeitslohn sich, wie der Preis aller anderen Waren, nach dem Verhältnis des Angebots u. der Nachfrage richtet. Was Ricardo aber darunter versteht, das sagt er uns an einer anderen Stelle – in seinen genialen Ausführungen über die Rente. Hier dient ihm nämlich die Lohnfondstheorie als logisches Bindeglied, um den Zusammenhang in der Bewegung des Kapitals u. der Rente zu konstruieren. Die Rente – sagt er – wächst mit dem Kapital. Wie das? Durch das Vermittlung Dazwischentreten der Arbeiterklasse. Das Kapital stellt jeweilig einen Lohnfonds von bestimmter Größe dar. Mit dem Wachstum des Kapitals oder, was dasselbe, der Nachfrage nach Arbeit, wächst die Arbeiterzahl (durch natürliche Vermehrung!), damit aber auch die Nachfrage nach Subsistenzmitteln, vor allem nach Produkten der Landwirtschaft. Die wachsende Nachfrage steigert die Preise dieser Produkte u. als unmittelbare Konsequenz da raus von ergibt sich die Steigerung der Bodenrente. (Wenn wir im Obigen wie im folgenden die Sätze der behandelten Theoretiker aus dem Gedächtnis ausführen, so erheben wir dabei keinen Anspruch auf Genauigkeit der Ausdrucksweise. Wendungen wie „sagt er“, dienen uns nur zur Vermeidung der unliebsamen Konjunktive.

Somit finden wir auch bei Ricardo dieselbe Verbindung der Lohnfondstheorie mit der Bevölkerungstheorie, oder, genauer ausgedrückt, dieselbe Vermittlung der Lohnfondstheorie durch die Bevölkerungstheorie: letztere ist das Medium, wodurch sich die Herrschaft des Lohnfonds über die Löhne verwirklicht.

Es würde uns zu weit führen, den nämlichen Gedankengang auch bei den übrigen Anhängern der Lohnfondstheorie mit derselben Ausführlichkeit zu verfolgen. Dies wäre auch aus dem Grunde überflüssig, als die Theorie von den anderen Nationalökonomen weder weitergeführt noch modifiziert wurde: sie tritt uns in der einmal von A. Smith u. D. Ricardo gegebenen Formulierung fast bis auf die Ausdrucksweise ebenso bei den Epigonen der klassischen, wie bei den Gründern der Vulgärökonomie: James Mill (Defense of Commerce 1808), J. B. Say (Traité de l’econ. pol. 1803), Destutt de Tracy (Traité de la volonté et de ses effets, 1821), J. St. Mill (Principles of Political Economy 1856), Fawcett (The economie Position of the British Labourer 1865), endlich bei dem alten Rau, bei Mac Culloch u. vielen anderen entgegen.

In nationalökonomischen, wie in allen sozialwissenschaftlichen Fragen ist zweierlei Kritik möglich. Erstens kann man den Inhalt einer gegebenen Theorie an sich kritisieren, ihre Inkonsequenzen, ihre logische Unzulänglichkeit aufdecken. Zweitens kann man aber auch das Objekt der Kritik im historischen Zusammenhang mit denjenigen sozialen Tatsachen betrachten, auf Grund derer die kritisierte Theorie entstanden.

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