Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 797

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lichte, Beleidigungen gegen den Zaren enthielten (!) sowie Militär und Volk zu bewaffnetem Aufstand aufforderten.

Die außerordentliche Sitzung des Arbeiterrats schloß mit der Versicherung des Vorsitzenden, der Tag sei nicht fern, wo das Proletariat Herr von Petersburg sein werde. –

Friedrich Engels Urteil aus dem Jahre 1883 über die russische Revolution

Der bekannte russische Sozialist Hermann Lopatin teilt in einem Briefe vom Jahre 1883 einem seiner Freunde den Inhalt seines Gespräches mit Engels mit, in welchem letzterer seine Ansichten über die Aufgabe der revolutionären Partei in Rußland klargelegt hat.

Lopatin berichtet seinem Freunde folgendes: … „Wir debattierten lange und ausführlich über die russischen Verhältnisse und bemühten uns auch über den Punkt klar zu werden, wie aller Wahrscheinlichkeit nach die politische und soziale Wiedergeburt Rußlands vor sich gehen würde. –“

„Rußland sei, nach Engels’ Meinung, das französische Reich des jetzigen Jahrhunderts. Mit vollem Anrechte gehört Rußland die revolutionäre Initiative einer neuen sozialen Umgestaltung und Neugeburt.“

„Der Untergang des Zarismus, der dem absoluten Monarchismus in Europa die letzte Stütze entreißen wird, wird gleichzeitig eine neue Kombination der europäischen Staaten hervorrufen, Österreich erschüttern und allen übrigen Ländern einen gewaltigen und entscheidenden Anstoß geben, der radikale innere Umänderungen zur Folge haben wird.“

… „Es ist sehr zweifelhaft, ob Deutschland es riskieren würde, die inneren russischen Wirren als Vorwand benutzend, seine Truppen nach Rußland zum Schutze und zur Aufrechterhaltung des Zarismus zu senden. Wenn Deutschland es wirklich wagen würde, um so besser: denn es würde den sicheren Untergang des bestehenden Regimes und zugleich den Beginn einer neuen Ära bedeuten.“[1]

Also sprach vor einem Vierteljahrhundert Friedrich Engels.

Der „Kreuz-Zeitungs“-Pöbel über den zaristischen Pöbel

Gestern hat in einem Zimmer des Abgeordnetenhauses eine von den Professoren Harnack und Bergmann einberufene Versammlung stattgefunden, die den Zweck hatte, eine Hilfsaktion für die durch die russischen Wirren geschädigten Deutschen in die Wege zu leiten. Es hatten sich etwa 200 Herren aus den „besten Kreisen“, darunter viele Militärs, eingefunden. Vor diesem erlauchten und „glänzenden“ Publikum gab der Prof. Schiemann von der „Kreuz-Zeitung“ das Folgende zum Besten: „Es stehen ganz furchtbare Katastrophen bevor! Die russische Regierungsgewalt versage.

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[1] Sinngemäß und in eigenwilliger Art zitiert, siehe: Aus einem Brief von G. A. Lopatin an M. N. Oschanina. In: MEW, Bd. 21, S. 487 ff.