Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 500

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in den Ideen in den Hintergrund, die sich in Zeiten politischer Ruhe immer herausbilden.

Der Krieg reißt gewaltsam all die Schleier, mit denen die bürgerliche Welt, diese Welt des wirtschaftlichen, politischen und sozialen Fetischismus’, uns umhüllt, fort.

Der Krieg zerstört alle Illusionen, die eine friedliche soziale Entwicklung, die Allmacht und Unantastbarkeit der bürgerlichen Legalität, das nationale Sektierertum, die Stabilität der politischen Umstände, die pflichtbewußte Führung der Politik durch die damit betrauten „Staatsmänner“ oder Parteien, die Schlagkraft, die fähig sei, in den europäischen Parlamenten die Welt des Streits zu erschüttern, den Parlamentarismus als angebliches Zentrum der sozialen Existenz suggerieren.

Der Krieg entfesselt – gleichzeitig mit den reaktionären Kräften der kapitalistischen Welt – die Kräfte der sozialen Revolution, die in der Tiefe gären.

Nun, dieses Mal werden wir die Maifeier in der herben Brise, in der vollen Fahrt des Weltgeschehens, feiern.

Rosa Luxemburg

Sozialdemokratische Partei des Königreichs Polen und Litauens

Dans la Tempête,

Le Socialiste (Paris),

Nr. 81, 1. bis 8. Mai 1904.

Aus dem Französischen übersetzt von Sabine Prudent.

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