Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 328

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die erwähnte endgültige Absonderung der PPS von der deutschen Sozialdemokratie somit einzig und allein als ein Produkt des rein nationalistischen Standpunkts der Gruppe betrachtet werden muß, ebenso wie ihr Beschluß, in Wahlkreisen mit gemischter Bevölkerung nur Mitglieder der PPS als Kandidaten aufzustellen, in schließlicher Erwägung, daß die sog. PPS nach zehnjähriger Tätigkeit in der ganzen Provinz Posen wie in Oberschlesien und Westfalen so gut wie gar nichts geleistet und es nur auf eine winzige Anhängergruppe unter den polnischen Auswanderern in den deutschen Städten gebracht hat, die sie zu verbohrten und verhetzten Nationalisten erzogen hat – erklärt der zweite Parteitag für die Provinz Posen:

Die PPS, nachdem sie das Tischtuch zwischen sich und der deutschen Sozialdemokratie zerschnitten hat, hört von nun an für die deutschen und polnischen Genossen der Provinz Posen auf, als sozialdemokratische Organisation zu existieren und wird wie jede andre mehr oder weniger in Sozialismus machende bürgerliche Gruppe betrachtet, so daß Mitglieder der PPS nicht zugleich in Parteiorganisationen aufgenommen werden können.

Zur einheitlichen und planmäßigen Leitung der mündlichen und schriftlichen Agitation unter der polnischen Bevölkerung des Deutschen Reichs wird ein in Posen domizilierender Zentralausschuß der polnischen Sozialdemokratie gewählt, der von nun an von dem Vorstande der deutschen Sozialdemokratie nach innen wie nach außen als die alleinige rechtmäßige Vertretung der polnischen Genossen zu betrachten ist und der, auf dem Boden des Erfurter Programms wirkend, in vollem Einverständnis mit der Agitationskommission für Posen wie mit derjenigen für Oberschlesien handelt.

Vorwärts (Berlin),

Nr. 135 vom 13. Juni 1901.

LAB, A Pr. Br. Rep. 030, Nr. 12254.

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